Viele Boote unterwegs
Bürgermeister beklagt „neue Schlepper-Strategie“
Trotz Corona-Krise sind aktuell wieder viele Migrantenboote - vor allem Richtung Sizilien - unterwegs. Roberto Ammatuna, Bürgermeister von Pozzallo, beklagte am Sonntag eine „neue Strategie der Schlepper“, um mehr Migranten nach Italien zu führen.
Ammatuna bestätigte, dass ein Boot mit rund 100 Migranten an Bord am Ostersonntag im sizilianischen Hafen Pozzallo eintraf. Ein größeres Schiff habe das Boot mit den Migranten einige Seemeilen von der Küste entfernt sich selbst überlassen.
15-jähriger Ägypter positiv auf Covid-19 getestet
Bei den Migranten handelt es sich den Angaben zufolge ausschließlich um Männer, die Gesundheitschecks unterzogen wurden. Der Bürgermeister forderte, dass sie nicht im Hotspot Pozzallo untergebracht werden, in dem sich bereits 50 Flüchtlinge befinden. Einer von ihnen, ein 15-jähriger Ägypter, sei positiv auf Covid-19 getestet und sei unter Quarantäne gestellt worden. Der Bürgermeister verlangte, dass die Menschen sofort in eine andere Stadt gebracht werden.
Forderung: „Migranten von Booten müssen auf Quarantäneschiffe“
Der Präsident der Region Sizilien, Nello Musumeci, warnte, dass mehrere Migrantenboote in Richtung Italien unterwegs seien. „Das erhöht die Sorge der sizilianischen Bevölkerung, die ohnehin schon von der Epidemie belastet ist“, sagte Musumeci. Er forderte, Migranten von Booten für zwei Wochen auf Quarantäneschiffen unterzubringen. Danach sollten sie auf andere EU-Länder umverteilt werden.
Sea Watch ist übrigens die Betreiberin des Rettungsschiffes Alan Kurdi mit 156 Menschen an Bord, dem einzigen, das aktuell im Mittelmeer unterwegs ist. Die deutsche Hilfsorganisation hatte bereits am Samstag gemeldet, dass vier Schlauchboote - mit jeweils 47, 55, 72 und 85 Menschen an Bord - zwischen Libyen und Malta unterwegs seien.
Italien sieht sich wegen Corona-Krise nicht mehr als sicheren Hafen für Migranten
Die Alan Kurdi befindet sich in internationalen Gewässern vor der westlichen Küste Siziliens. Wegen der Coronavirus-Epidemie sei die Landung der Migranten in Italien in dieser Phase nicht möglich, hieß es in einem Schreiben des italienischen Verkehrsministeriums. Italien sieht sich in der Coronavirus-Krise nicht mehr als sicheren Hafen für Migranten und hatte in den vergangenen Tagen Deutschland zum Handeln bei der Alan Kurdi aufgerufen. Die Berliner Regierung sei für das unter deutscher Flagge fahrende Schiff der Hilfsorganisation Sea-Eye verantwortlich, hieß es in Rom.
Malta will keine Flüchtlinge mehr an Land lassen
Bereits am Donnerstag hatte Malta angekündigt, dass es wegen der Coronavirus-Pandemie derzeit keine Flüchtlinge mehr an Land lassen wolle. „Malta ist nicht in der Lage, Flüchtlingen einen sicheren Aufenthalt anzubieten“, stand in einer Erklärung der Regierung. Auch Hilfe für Flüchtlinge an Bord von Rettungsschiffen könne nicht mehr garantiert werden.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.