„Krone“-Kommentar

Wir vertrauen wieder dem Vertrauten

Österreich
14.04.2020 06:00

Ostern war eine kurze Wohltat. Endlich Pause von den TV-Auftritten maskierter Regierungsmitglieder hinter Plexiglasscheiben. Die zahllosen Sondersendungen zum Infektionsschlamassel liefern viele Worte, aber kaum Klärung. Das soll kein Vorwurf sein. Wenn ein sich fast ständig verändernder globaler Zustand zu wenig verlässliches Wissen bietet, kann kaum Sicherheit entstehen. Die meisten von uns haben aber die unablässig hereinströmenden Nachrichten vom Virus längst satt.

Wir suchen Ablenkung. Die einen lernen ihre Kinder durch das gemeinsame Lernen daheim richtig kennen und Lehrer mehr zu schätzen. Andere backen Brot, nähen Schutzmasken oder betäuben sich, alleingelassen mit ihren Sorgen, durch Serien-Marathons der Online-Videotheken. Aber es gibt kein Entkommen. Es liegt in der Natur einer Pandemie, dass Exil auch kein Exit ist. Die Möglichkeit einer Insel gibt es nicht. Corona ist überall.

So saugen wir, übersättigt und erschöpft, weiter alle verfügbaren Berichte und Statistiken auf. Wir tasten uns durch den Dschungel zwischen verschwörungstheoretischem Unsinn und den seriösen Informationen der herkömmlichen Medien. Wir vertrauen wieder dem Vertrauten. Wir gehen Hinweisen nach, wo der berühmte Tunnel sein könnte, an dessen Ende das Licht zu sehen ist. Immer in Hoffnung auf Hoffnung. Da muss nun jeder seinen Umgang mit der Lage finden. Gut beraten sind jene, die den Selbstbewusstesten und den Lautesten am meisten misstrauen.

Claus Pándi, Kronen Zeitung

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