CNN: „Propaganda“
Trump kontert Kritik mit Clip im Wahlkampfstil
Der Seuchenexperte Anthony Fauci hat mit seiner Aussage, eine schnellere Reaktion auf die Coronavirus-Pandemie hätte in den USA Leben retten können, den Unmut von Präsident Donald Trump auf sich gezogen. Das Staatsoberhaupt zeigte am Montagabend ein Video, in dem ihm wohlgesonnene Politiker und Journalisten seine Arbeit lobten - der TV-Sender CNN kommentierte diese eigenwillige Präsentation als „Propaganda-Sitzung“. Der Präsident, sonst nicht sehr zimperlich bei Kündigungen und auch nicht gerade für seine Kritikfähigkeit bekannt, plane allerdings derzeit nicht, den Virologen Fauci als Berater zu entlassen, ließ einer seiner Mitarbeiter wissen.
Die Aussagen des Seuchenexperten Fauci hatten international für Aufsehen gesorgt: Es habe in den USA anfangs großen Widerstand gegeben, das öffentliche Leben herunterzufahren, erklärte er. Zahlreiche Todesfälle hätten verhindert werden können, wenn früher Kontakteinschränkungen eingeführt worden wären. Zahlreiche US-Medien spekulierten daraufhin, dass der führende US-Experte für Infektionskrankheiten wohl nach dieser öffentlichen Kritik seinen Job los sein könnte. Besonders, nachdem der Präsident einen Tweet mit dem Hahtag #FireFauci (Fauci entlassen) auf Twitter teilte.
Trump-Sprecher: „Dr. Fauci ist und bleibt ein zuverlässiger Berater“
„Das Medien-Geschwätz ist lächerlich - Präsident Trump feuert Dr. Fauci nicht“, stellte jedoch Präsidialamtssprecher Hogan Gidley klar. „Dr. Fauci ist und bleibt ein zuverlässiger Berater von Präsident Trump.“ Für eine Pressekonferenz zum Coronavirus ließ der Präsident schließlich ein Video im Wahlkampf-Stil anfertigen, das seine Kompetenz in der Krise darstellen sollte.
Fauci war nach dem Medienaufruhr wegen seiner Aussage zurückgerudert und hatte gemeint, er habe eine „falsche Wortwahl“ getroffen. Auf Nachfrage eines Journalisten, ob man Druck auf ihn ausgeübt habe, damit er das sage, entgegnete er: „Alles, was ich mache, tue ich freiwillig.“
Trump sieht Leistungen nicht anerkannt
Gouverneure, Gesundheitsexperten und Journalisten fanden in dem Video lobende Worte für die Maßnahmen von Trump in der Krise. „Wir können Ihnen Hunderte solcher Clips zeigen“, meinte Trump. „Es ist sehr traurig, wenn Leute falsche Geschichten schreiben.“ Es sei viel in den vergangenen Wochen geleistet worden, doch leider werde dies nicht anerkannt. Die „New York Times“ hatte dem Präsidenten am Wochenende zögerliches Handeln vorgeworfen.
CNN: „Briefing in Propaganda-Sitzung verwandelt“
Medienvertreter kritisierten noch während der Pressekonferenz, Regierungsmitarbeiter hätten ein Video im Stil von Trumps Wahlkampfteam produziert. CNN meinte in seiner Berichterstattung: „Wütender Trump verwandelt Briefing in Propaganda-Sitzung“. Auf die Nachfrage einer Reporterin rechtfertigte Trump seine spät gesetzten Maßnahmen damit, es habe zu diesem Zeitpunkt noch keinen einzigen Fall und noch keinen Toten in den USA gegeben.
Gouverneur von New York: „Wir haben keinen König“
Trump warnte Gouverneure, in Eigenregie Maßnahmen zu lockern: „Sie können nichts ohne die Zustimmung des Präsidenten tun.“ Damit löste er eine Verfassungskontroverse aus. Die Entscheidung über Ausgangsbeschränkungen liegt hauptsächlich bei den Bundesstaaten und den kommunalen Behörden. Darauf wies auch der Gouverneur des heftig betroffenen Staates New York hin: „Der Präsident hat keine allumfassende Macht. Wir haben eine Verfassung, wir haben keinen König“, ließ der Demokrat Andrew Cuomo wissen.
Einreisestopp für Europäer bleibt bestehen
Der US-Präsident informierte am Montag zudem, dass der Einreisestopp für Ausländer aus Europa vorerst bestehen bleibe - bis es den betroffenen Ländern besser gehe, erklärte er. Mitte März hatte er die Maßnahme auf 30 Tage begrenzt. „Aber wir wollen sicherstellen, dass alles gut ist“, führte Trump aus.
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