Schwere Vorwürfe
Mehr als 100 Tote in Altersheim: Justiz ermittelt
Italien befindet sich nach wie vor fest im Würgegriff des Coronavirus. Mehr als 19.000 Tote sind mittlerweile zu beklagen, die Ausgangsbeschränkungen wurden unlängst bis Anfang Mai verlängert. In einem Seniorenheim in Mailand sollen aufgrund mangelnder Sicherheitsvorkehrungen bereits mehr als 100 Menschen gestorben sein. Aber auch andere Pflegeeinrichtungen in der Lombardei stehen im Visier des Gesundheitsministeriums - einzelne Büros wurden bereits untersucht, Dokumente beschlagnahmt.
Der Fall im Mailänder Pensionistenheim „Pio Albergo Trivulzio“, das zu den größten Altersheimen Italiens zählt, erschütterte das Land: Seit Beginn der Coronavirus-Pandemie am 20. Februar kostete der Erreger dort mindestens 100 Menschen das Leben. Einige Medien berichten sogar von rund 150 Todesopfern. Familienangehörige der Todesopfer und Mitarbeiter des Seniorenheims sind überzeugt, dass zumindest einige dieser Todesfälle verhindert werden hätten können: Man habe nicht die nötigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen.
Infizierte Coronavirus-Patienten eingeliefert?
Unter anderem wird geprüft, warum aus Spitälern entlassene infizierte Coronavirus-Patienten in Abteilungen des „Pio Albergo Trivulzio“ eingeliefert worden seien. Dadurch sei die Gesundheit der Heimbewohner aufs Spiel gesetzt worden, lautet der Verdacht der Mailänder Staatsanwaltschaft.
Die Justizbehörden ermitteln auch wegen Todesfällen in mehreren anderen lombardischen Seniorenheimen. Von den mehr als 10.000 Todesopfern, die in der Lombardei mit oder an der vom Erreger SARS-CoV-2 ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben sind, lebten 1822 in Seniorenheimen, berichtete der Präsident von Italiens Oberstem Gesundheitsinstitut, Silvio Brusaferro.
„Gab keine andere Unterkunftsmöglichkeit“
Der lombardische Gesundheitsbeauftragte Giulio Gallera bestritt, dass die Gesundheit der Senioren aufs Spiel gesetzt worden sei. „Wir haben 2000 Menschen von den Krankenhäusern in andere Strukturen, darunter das ,Pio Albergo Trivulzio‘, verlegt, weil es andere Unterkunftsmöglichkeiten nicht gab. Die Patienten wurden in getrennten Pavillons mit eigenem Gesundheitspersonal untergebracht“, so Gallera laut Medienangaben.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.