Die Stimmung in Saal 29 im Klagenfurter Landesgericht ist beklemmend - nicht nur wegen Corona, Masken und Ängsten, sondern vor allem wegen der erschütternden Details rund um das kurze Leben und Sterben eines kleinen Mädchens. Der Vater ist anklagt, die sechs Wochen junge Antonia ermordet zu haben.
Die Geschworenen sind im ganzen Saal verteilt, um Abstand zu halten, der Richtersenat um Oliver Kriz ist hinter Plexiglas geschützt. Vor ihnen sitzt ein 27-jähriger Kärntner, seit Weihnachten als mutmaßlicher Mörder in U-Haft. Zwar ist es fast zwei Jahre her, dass eines seiner Zwillingsmädchen starb, aber es dauerte so lange, bis ein Gutachter ein Gewaltverbrechen hinter dem Tod des Babys ortete.
Gutachter ortet plötzlichen Kindstod
„Er ist ein liebevoller Familienvater“, sagt Verteidiger Alexander Todor-Kostic. „Es gibt keinen Hinweis, dass er seine geliebte Antonia, ein Wunschkind, misshandelt oder gar ermordet hätte.“ Ein aktuelles Privatgutachten eines weiteren Gerichtssachverständigen bringe vielmehr eine andere Erklärung ins Spiel: Das Mäderl sei am plötzlichen Kindstod verstorben, auch bei einem solchen seien die entdeckten Einblutungen im Gehirn möglich.
„Antonia war plötzlich still“
Der Vater schildert den Vorfall so: „Die Zwillinge lagen nebeneinander in einer großen Wiege. Antonia war erst weinerlich, dann plötzlich still. Als ich nachschaute, war sie ganz weiß und rang nach Luft.“ Binnen fünf Minuten sei der Rettungseinsatz angelaufen - mit Pannen: „Die Sanitäter haben die Trage mit Antonia fallen gelassen, der Arzt tobte“, behauptet der Angeklagte. Fünf Tage dauerte der Todeskampf des Babys.
Ein Urteil soll frühestens kommende Woche fallen.
Kerstin Wassermann, Kronen Zeitung
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