Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat am Donnerstag verkündet, wie es in „Phase 2“ im Kampf gegen die Corona-Pandemie weitergehen soll. Das Brechen der exponentiellen Kurve sei zwar gelungen, Anschober warnte jedoch, dass die weltweite Entwicklung noch immer eine besorgniserregende Ausbreitung zeige. In der aktuellen Phase der „kontrollierten gesicherten Öffnung der Gesellschaft“ wird einer der Schwerpunkte auf dem Pflegepersonal liegen: Alle Mitarbeiter in der Branche und alle Pflegebedürftigen sollen getestet werden - nicht weniger als 130.000 Personen.
Anschober verkündete Zahlen, die optimistisch stimmen: Die aktive Zahl der Erkrankten sinke, man habe eine „sehr stabile Situation“ auf den Intensivstationen. Besonders die gesunkene effektive Reproduktionszahl sei erfreulich - dieser Wert zeigt, wie häufig ein Infizierter andere ansteckt. Er liegt aktuell bei 0,65. „Vor wenigen Wochen war es unser Ziel, diesen unter eins bringen“, so Anschober. Auch die Anrufe bei der Hotline 1450 würden zeigen, dass die Verdachtsfälle deutlich abnehmen. „Anfangs waren es noch 20.000 bis 30.000 Anrufe am Tag - jetzt sind es täglich nur 3000 Anrufe.“
Flächendeckende Tests in Alters- und Pflegeheimen: „Höchstes Risiko“
Die „Phase 2“ sei eine „sehr entscheidende“, Anschober spricht von einer „leichten Weiterentwicklung von dem, was wir bisher schon hatten“. Man müsse in dieser Phase noch rascher reagieren. Es würden viele Testungen durchgeführt. Nur Deutschland und die Schweiz würden relativ zur Bevölkerung noch mehr Tests durchführen: „Wir machen sogar mehr Tests als in Südkorea, das immer als Vorbild gilt.“ Nun werden auch alle Mitarbeiter in Alters- und Pflegeheimen sowie die Pflegebedürftigen getestet - insgesamt 130.000 Personen. „Das ist der Bereich mit dem höchsten Risiko“, so Anschober.
Ein weiterer Fokus der Testungen liege bei den Mitarbeitern im Handel. Eine neue Strategie werde zudem ausgearbeitet: Es soll mehr Schwerpunkte mit zielgerichteten und schnelleren Tests geben.
Befragungsspezialisten sollen „Infektionsketten durchschneiden“
Das Innenministerium setzt in der Phase 2 auf eigens ausgebildete Befragungsspezialisten, die die Gesundheitsbehörden unterstützen sollen. „Die Polizei ist der Sicherheitshebel, der umgelegt wird“, so Minister Karl Nehammer (ÖVP). Diese Spezialisten sollen im Fall einer Infektion das Umfeld des Patienten abklären - also welche Kontakte es in den Tagen zuvor gegeben hatte. „Wir haben einen Flächenbrand zu bekämpfen gehabt. Nun haben wir Glutnester, die es gilt, immer zu kontrollieren“, so Nehammer. Wenn wieder ein Feuer ausbricht, müsse man dieses rasch löschen. Die Spezialisten aus dem Bundeskriminalamt bzw. den Landeskriminalämtern „bilden die Trennscheibe zum Durchschneiden der Infektionsketten“, sagte der Innenminister.
„Contact Tracing“ identifiziert mögliche infizierte Kontaktpersonen
Beim sogenannten „Contact Tracing“ werden Erkrankte hauptsächlich telefonisch von Polizisten kontaktiert. Mittels strukturiertem Fragebogen der Gesundheitsbehörden wird dann versucht, alle möglichen Kontaktpersonen zu erfassen, die ebenfalls infiziert worden sein könnten. „Die Polizei ist bei diesem Prozedere in der Lage, schnell eine große Zahl von Risikopatienten zu kontaktieren“, erklärte Nehammer.
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