Angesichts des schrittweisen wirtschaftlichen Hochfahrens in Österreich fordert SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner selbiges auch für die medizinische Versorgung im Land. „Derzeit läuft alles auf Notbetrieb, alles ist auf die Versorgung der Corona-Patienten ausgerichtet“, so Rendi-Wagner. Diese Maßnahmen seien in der Akutphase nötig gewesen, doch jetzt müsse zum Regelbetrieb zurückgekehrt werden.
Die SPÖ-Chefin räumte am Donnerstag bei einer Pressekonferenz ein, dass das Hochfahren eine „riesige Herausforderung“ sei, aber es dürfe kein Lebensbereich ausgespart werden - vor allem nicht der medizinische Bereich.
In den vergangenen Wochen wurden Kontrollen, Behandlungen und Operationen verschoben oder zurückgestellt, doch nun müsse das System wieder anlaufen. „Diese Verschiebung kann negative Auswirkungen auf den Gesundheitszustand haben“, erklärte die SPÖ-Chefin und führte einige Beispiele an: etwa Zuckerkranke, die Routinekontrollen nicht wahrnehmen konnten oder sich nicht zum Arzt getraut hätten. Ebenso sei die Situation bei Herz-Kreislauf-Patienten bedenklich und bei Krebspatienten, deren OP-Termine verschoben wurden. „Nicht-Corona-Patienten“ dürften nicht Patienten zweiter Klasse seien, so Rendi-Wagner.
Gesundheitsminister am Zug
Ihre Forderung, einen raschen Übergang in den Regelbetrieb zu gewährleisten, geht daher an den Gesundheitsminister, der einen konkreten Fahrplan vorlegen solle. „Wir müssen wissen, wie Ärzte und Patienten bestens geschützt werden können, wie es um die Versorgungssicherheit bestellt ist und um die Rechtssicherheit der Ärzte“, so die SPÖ-Chefin.
Bei einer Rückkehr zum Regelbetrieb dürfe die derzeitige Corona-Situation dennoch nicht außer Acht gelassen werden, wie Rendi-Wagner betonte: „Natürlich müssen wir gleichzeitig schauen, dass es zu keiner zweiten Corona-Welle kommt. Die Spitäler müssen trotzdem gerüstet sein - durch Reserven bei Beatmungsgeräten, zusätzliche Betten und ausreichend vorhandene Schutzausrüstung.“
„Testen, testen, testen“
Dazu plädierte die SPÖ-Chefin einmal mehr für eine breite Teststrategie, um die Ausbreitung des Coronavirus so gut wie möglich unter Kontrolle zu halten. „Nur durch testen, testen, testen kann dem Virus der Weg abgeschnitten werden. Es muss gelingen, die Infektionsketten so rasch wie möglich zu unterbrechen“, so Rendi-Wagner.
Die niedergelassene Medizinerin Cornelia Tschanett, die Rendi-Wagner bei der Pressekonferenz unterstützte, sprach sich ebenfalls für Tests aus - vor allem auch für Ärzte. Sie bemängelte zudem, dass niedergelassene Mediziner nicht getestet werden, wenn sie Kontakt zu einem positiven Patienten hatten, solange sie selbst keine Symptome aufweisen. Außerdem bekrittelte Tschanett die fehlende Schutzausrüstung und die fehlende Information über positive Patienten. „Wir bekommen keinen Überblick über Infektionen im eigenen Arbeitsumfeld, wir müssten mehr eingebunden werden“, so die Hausärztin aus Niederösterreich.
Weiters betonte Tschanett die Wichtigkeit der niedergelassenen Ärzte, immerhin seien sie es, die mehr als 90 Prozent der Konsultationen abwickeln können, ohne Patienten an Krankenhäuser weiterleiten zu müssen. „Wir wollen unsere Patienten so versorgen, wie es notwendig ist, aber die Umstände haben sich geändert. Wir brauchen Unterstützung!“, so die Medizinerin.
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