Kritik an Regierung
Japan weitet Corona-Notstand aufs ganze Land aus
Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe hat wegen steigender Coronavirus-Fälle den Notstand auf das ganze Land ausgeweitet. Das entschied Abe am Donnerstag bei einem Treffen mit medizinischen Experten. Die Regelungen bleiben demnach bis zum 6. Mai in Kraft.
Der Premier hatte den Notstand am 8. April zunächst nur für den besonders betroffenen Großraum Tokio und einzelne andere Provinzen bis zum 6. Mai verhängt und die Bürger aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Von den regionalen Entscheidungsträgern wurde das jedoch als nicht genug empfunden.
Immer mehr Präfekturen baten die Regierung, auch in den Notstandsbereich einbezogen zu werden. Manche erklärten von sich aus den Notstand. Notfallmediziner warnten, immer weniger Krankenhäuser könnten noch Patienten mit hohem Fieber und Atemproblemen aufnehmen. Auch die Schutzausrüstung wird inzwischen knapp: Die Stadt Osaka rief bereits zu Regenmäntel-Spenden als Ersatz für Schutzkleidung auf.
Notstand bringt keine harten Beschränkungen
Der nun für das gesamte Inselreich verfügte Notstand bedeutet jedoch keine strengen Ausgangssperren wie beispielsweise in Europa. Entsprechend strömen weiter viele Pendler zur Arbeit, wenn auch mit Masken im Gesicht und in etwas weniger gefüllten Zügen. Der Notstand ermöglicht es den Gouverneuren der betroffenen Regionen nur, allen Bewohnern mit Nachdruck zu empfehlen, zu Hause zu bleiben. Zudem können sie die Schließung von Geschäften nahelegen sowie anordnen, dass bestimmte Gebiete oder Gebäude für medizinische Zwecke genutzt werden müssen. Ausgangssperren und andere strikte Verbote wie in anderen Ländern dürfen die Behörden in Japan gar nicht verhängen.
Viel Kritik an Regierung
Mit der Zahl der Coronavirus-Infizierten in Japan war auch die Kritik an Abe gewachsen. Seine rechtskonservative Regierung habe durch das spärliche Testen die Fallzahlen lange Zeit kleingehalten und zu spät und zu wenig Maßnahmen gegen die Ausbreitung angeordnet, kritisieren Mediziner und internationale Beobachter. Noch immer werden in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt viel weniger Tests durchgeführt als in anderen Ländern.
Besorgnis wächst
Bis zum Donnerstag stieg die Zahl bestätigter Infektionen in Japan auf inzwischen mehr als 9400, mehr als 190 Menschen starben. Bisher war das Land von der Corona-Pandemie weniger stark betroffen als Europa und die USA. Ein kürzlich festgestellter Anstieg der Fälle, vor allem in Tokio, hatte jedoch Besorgnis ausgelöst.
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