Schutzeffekt unklar
WHO warnt: „Nicht auf Herdenimmunität setzen“
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kann nicht mit Sicherheit sagen, ob das Vorhandensein von Antikörpern gegen das neue Coronavirus einen vollständigen Schutz gegen eine zweite Erkrankung verleiht. Ohnehin deuteten frühe Untersuchungen darauf hin, dass nur ein geringer Teil der Bevölkerung solche Antikörper aufweise, sagte der WHO-Experte Mike Ryan am Freitag. Dies spreche auch gegen die Ausbildung einer sogenannten Herdenimmunität. Daher werde diese „vielleicht nicht das Problem der Regierungen lösen“, sagte Ryan. Bei einer Herdenimmunität ist ein so großer Teil der Bevölkerung gegen eine Krankheit immun, dass der entsprechende Erreger sich kaum ausbreiten kann.
Walter Ricciardi, WHO-Mitglied und Berater des italienischen Gesundheitsministeriums, warnte zudem am Freitagabend vor einem verfrühten Ende des bis zum 3. Mai laufenden Lockdowns in Italien. Die Gefahr sei ansonsten, dass es zu einer neuen Epidemie nach dem Sommer kommen könnte, sagte Ricciardi laut italienischen Medien.
„Neustart nicht beschleunigen“
„Es ist sehr wichtig, den Neustart nicht zu beschleunigen. Ansonsten könnte es zu einer zweiten Epidemiewelle kommen“, sagte Ricciardi. Die Beschlüsse der Politiker seien entscheidend für ihre Völker. „Wenn es in einigen Ländern mehr Todesopfer als in anderen gibt, ist es, weil die Beschlüsse entweder zu spät oder falsch ergriffen wurde“, betonte der Experte.
Als negatives Beispiel nannte Ricciardi Großbritannien und die USA. „Die Regierungen haben dort nicht auf die wissenschaftlichen Berater gehört. Sie haben extrem spät auf die Epidemie reagiert“, meinte Ricciardi. In anderen Ländern wie Südkorea, Finnland und Deutschland habe die Politik besser gehandelt.
Mehr als 150.000 Tote weltweit
Trotz weltweiter Maßnahmen gegen das neue Coronavirus sind nach Daten von US-Forschern inzwischen mehr als 150.000 damit infizierte Menschen gestorben. Die Zahl der weltweit nachgewiesenen Infektionen lag der Johns-Hopkins-Universität zufolge am Freitagabend (21.30 Uhr MESZ) bei mehr als 2,2 Millionen.
Die meisten Todesfälle infolge der Coronavirus-Pandemie gab es der Hochschule in Baltimore zufolge bisher in den USA (rund 34.000), Italien (23.000), Spanien (19.000), gefolgt von Frankreich und Großbritannien. Die Daten der US-Forscher zeigen in der Regel höhere Stände als jene der WHO, weil sie regelmäßiger aktualisiert werden. In manchen Fällen wurden Infektions- und Todeszahlen zuletzt aber auch wieder nach unten korrigiert. Die WHO hatte bis Donnerstag weltweit gut 130.000 Corona-Todesfälle und rund zwei Millionen bekannte Infektionen gemeldet.
Infektionszahlen nur begrenzt vergleichbar
Die Zahl der bekannten Infektionen pro Land wiederum lässt sich wegen der unterschiedlichen Testquote und einer hohen Dunkelziffer nur begrenzt vergleichen. Rein an den absoluten Zahlen gemessen gab es die meisten Infektionen der Universität zufolge mit fast 700.000 Fällen in den USA, einem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern. An zweiter Stelle stand Johns Hopkins zufolge Spanien mit rund 190.000 bekannten Infektionen, in Italien waren es mehr als 170.000.
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