„Geringeres Risiko“

Rufe nach „sofortiger“ Öffnung der Gastgärten

Wien
18.04.2020 10:20

Ab Mitte Mai soll die Gastronomie laut Regierungsplan schrittweise wieder hochgefahren werden. Für die FPÖ ist das zu spät, und überhaupt sei der Abstands-Vorschlag von Türkis-Grün, wonach die Hälfte der Tische wegen des nötigen Sicherheitsabstandes freizuhalten wären, „völlig absurd“. Nach dem Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp meldete sich am Samstagvormittag auch FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl per Aussendung. Beide verlangten die „sofortige“ Öffnung der Gastgärten - Kickl österreichweit, Nepp angesichts der Wahl im Herbst für die Bundeshauptstadt.

„Dort, wo eine Entlastung der Unternehmer und eine Rückkehr zum normalen Leben möglich ist, sollte dies auch schnellstmöglich geschehen“, findet Nepp. „Die Gastgärten bieten eine solche Chance, und diese darf von der Bundesregierung nicht verschlafen werden.“ Die Gastgärten erst ab Mitte Mai teilweise zu öffnen, ist für den derzeit wahlkämpfenden Wiener FPÖ-Chef zu spät. „Die Experten sind sich einig: Eine Ansteckung mit dem Coronavirus ist im Freien extrem unwahrscheinlich“, so Nepp.

Dominik Nepp (FPÖ) (Bild: APA/Herbert Neubauer)
Dominik Nepp (FPÖ)

Kickl begründet die Forderung, Lokale mit Gastgärten sofort wieder aufsperren zu lassen und den Betrieb im Freien zu erlauben, damit, dass es „ja nicht einzusehen“ sei, warum man „bei warmem Frühlingswetter nicht im Freien sitzen soll, wenn es andererseits kein Problem ist, dass Menschen stundenlang hintereinander auf Baumarkt-Parkplätzen stehen“.

FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl

Leer bleibende Tische: „Faustschlag ins Gesicht der Gastronomen“
Nicht sinnvoll ist für Nepp auch der Vorschlag, dass die Hälfte der Tische in den Gastgärten leer bleiben müsse. „Das wäre ein weiterer Faustschlag ins Gesicht aller österreichischer Gastronomen“, findet er. Stattdessen kann er sich vorstellen, Gastronomen während der derzeitigen Ausnahmesituation mehr Fläche zur Verfügung zu stellen, um dadurch mehr Abstand zwischen den einzelnen Plätzen zu schaffen.

Musiker schreibt offenen Brief an Regierung
Auch der österreichische Rock-’n’-Roll-Musiker Andy Lee Lang schlägt in eine ähnliche Kerbe, was die Ansteckungsgefahr im Freien angeht, und machte seinem Ärger über die Regelungen die Kultur betreffend am Freitag auf seiner Facebook-Seite Luft: „Wir sind keine Kasperln, die hin und wieder singen oder musizieren, und weil eh alles gut ist, dann gratis Balkonkonzerte geben sollen - das ist unser Beruf!“ Viele Kunstschaffende hätten keine großen Reserven, um ihre Fixkosten zu bestreiten.

Konzerte zumindest bis 31. August verboten
„Mittlerweile gibt es immer mehr Forschungen, die besagen, dass im Freien das Risiko einer Ansteckung gleich Null ist. Sie lassen mit Ihrer Verordnung trotzdem alle Sommertheater sterben!“, schrieb Lang einen offenen Brief an die Politik. Die Bundesregierung hatte am Freitag bekannt gegeben, dass ab Mitte Mai Museen wieder öffnen dürfen, Kunstveranstaltungen und somit auch Konzerte, Feste oder Musikfestivals aber zumindest bis zum 31. August verboten bleiben.

Ansteckungsgefahr sinkt im Freien
Die Forschung sagt, dass die Ansteckungsgefahr mit dem neuartigen Coronavirus im Freien sinkt. Es kann jedoch keine Rede davon sein, dass sie „gleich Null“ wäre. Der Leiter der Virologie an der Berliner Charité, Christian Drosten, sagte dazu im „Coronavirusupdate“ des NDR: „Prinzipiell, wenn man draußen ist, verdünnt sich natürlich das, was man ausatmet, und es verdünnt sich dann natürlich auch das Virus. Außerdem hat man ja fast immer ein kleines bisschen Wind.“ Man solle sich bezüglich der Übertragungsvorgänge mehr auf geschlossene Räume konzentrieren. 

Der Virologe Christian Drosten ist seit 2017 Lehrstuhlinhaber und Institutsdirektor an der Charité in Berlin, einer der größten Universitätskliniken in Europa. (Bild: AFP)
Der Virologe Christian Drosten ist seit 2017 Lehrstuhlinhaber und Institutsdirektor an der Charité in Berlin, einer der größten Universitätskliniken in Europa.

Regierung entscheidet Ende April über Gastro-Öffnung
Die Bundesregierung hat freilich eine ganz andere Meinung zur Gastro-Öffnung. Ende April will man über das Hochfahren der Gastronomie entscheiden, sofern die Infektionszahlen eine schrittweise Öffnung zulassen. Zunächst könnten kleine Cafés und Gaststätten öffnen, und auch eine mögliche Sperrstunde um 18 Uhr ist wohl ein Teil der Überlegungen. Das alles muss in den Fahrplan bis zum Sommer passen. 

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