Die drängendste Frage, die derzeit Schüler, Eltern und Lehrer beschäftigt, lautet: Wann gibt es wieder regulären Unterricht an Österreichs Schulen?
„Diese Frage ist leider nicht so einfach zu beantworten, weil es sich um klassische Zielkonflikte handelt. Vor allem Eltern fordern immer heftiger, dass die Schulen möglichst bald öffnen“, erklärt Bildungsexperte Dr. Andreas Salcher. Die Doppelbelastung einerseits, Ersatzlehrer sein, und andererseits im Home-Office oder am Arbeitsplatz Leistung erbringen zu müssen, wird zunehmend unerträglich. Ganz besonders für Alleinerzieherinnen.
Die Schüler wollen endlich wieder ihre Klassenkameraden treffen. Lehrer wissen, dass Lernen dauerhaft nur über soziale Beziehungen möglich ist. Distance Learning gerät da immer mehr an seine Grenzen, vor allem in den Volksschulen. Experten warnen zu Recht, dass die bildungsfernen Schüler immer mehr zurückfallen. Diese Kinder bekommen von ihren Eltern wenig bis gar keine Unterstützung, und die Haushalte sind technisch meist schlecht ausgestattet.
Ein großes Argument dagegen
„Sollte der reguläre Schulbetrieb zum Beispiel in Westösterreich erst wieder Mitte September aufgenommen werden, würde das für viele Kinder bedeuten, dass sie de facto ein halbes Jahr ohne Unterricht auskommen müssten“, betont Dr. Salcher. „Was spricht daher gegen eine Öffnung aller Schulen zumindest ab Mitte Mai?“, fragen sich viele. „Es gibt nur ein Argument dagegen. Dieses ist allerdings massiv. Wenn 1,1 Millionen Schüler und 120.000 Lehrer täglich wieder öffentliche Verkehrsmittel benützen und gemeinsam in den Klassen sitzen, dann ist das ein idealer Nährboden für das Virus“, so Salcher.
Die Idee, von Volksschülern einen Mindestabstand von einem Meter in den Pausen zu verlangen, ist schwer umzusetzen. Noch dazu gehören viele Lehrer zur Risikogruppe. Wie immer die Lösung für die Öffnung der Schulen aussehen wird, es bedarf einer klugen Abwägung aller Faktoren.
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Daten & Fakten: In seinem aktuellen Buch „Der talentierte Schüler und seine ewigen Feinde“ erklärt Andreas Salcher mit Sachverstand und Humor, wie Eltern die Talente ihrer Kinder richtig fördern können. In weiser Voraussicht hat Salcher bereits vor Corona ein Kapitel „Die digitale Revolution erreicht das Klassenzimmer - Warum wir nicht Handys verbieten, sondern die Chancen des neuen Lernens nutzen sollten“ geschrieben.
Kronen Zeitung/krone.at
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