Die Anzahl der Kinder-Gefährdungsmeldungen hat sich in der Corona-Krise in mehreren Bundesländern verringert. Was positiv klingt, ist jedoch „eigentlich ein Alarmsignal“: Der Rückgang sei nicht darauf zurückzuführen, dass es weniger Gewalt gegen Kinder gebe, sondern liege daran, dass „die schützenden Systeme weggefallen sind“, schlägt nun eine Kinderanwältin Alarm.
Der Rückgang der Kinder-Gefährdungsmeldungen in mehreren Bundesländern ist „eigentlich ein Alarmsignal“, so die Salzburger Kinderanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt im Ö1-„Morgenjournal“ am Montag. Schule und Kinderbetreuungseinrichtungen seien „die ersten, denen Gewalt auch auffällt und von denen oft Meldungen erstattet werden“.
Ein Viertel der Gefährdungsmeldungen (kommt) von Kindergärten, Kindergruppen und der Schule, und die sind jetzt alle geschlossen.
Ercan Niknafs, Kinderanwalt
Laut Kinderanwalt Ercan Niknafs kommt etwa „ein Viertel der Gefährdungsmeldungen von Kindergärten, Kindergruppen und der Schule, und die sind jetzt alle geschlossen“.
„Kelomat in manchen Familien"
Aus Italien und China wisse man, dass Gewalt in der Familie durch Ausgangsbeschränkungen steige, betonte Holz-Dahrenstaedt. Die Anspannung durch die Situation wie Home-Schooling, Home-Office, Schlafentzug und Ängste „ist wie ein Kelomat in manchen Familien“.
In Tirol gibt es laut Ö1 seit Ostern einen Anstieg der Gefährdungsmeldungen. Ein Grund könnte sein, dass die Tiroler Schulen dann eine Meldung an das Jugendamt erstatten, wenn ein Kind unerreichbar sei.
Telefone bei Rat auf Draht laufen heiß
Isolation auf engem Raum, Überforderung und Existenzängste machen aus der Corona-Krise schnell eine Familienkrise. Seit dem Ausbruch der Pandemie stehen beim Kinder- und Jugendnotruf Rat auf Draht die Telefone nicht mehr still.
Viele verzweifelte Minderjährige melden sich telefonisch oder per Chat-Funktion bei der Hotline, vor allem zu den Themen Gesundheit, Schule, Freunde und Familie. Die Nummer 147 ist sieben Tage erreichbar, die Beratung erfolgt anonym und kostenlos.
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