Druck in Corona-Krise

Männer und Gewalt: Neue Anlaufstelle

Leben
21.04.2020 07:00

Die befürchtete Riesen-Welle an häuslicher Gewalt aufgrund der Corona-Beschränkungen gab es bisher nicht. Dennoch steigen der Druck und die Gefahr von Aggression. Jetzt soll eine österreichweite Anlaufstelle für Männer helfen.

Ausgangsbeschränkungen, Verlust des Arbeitsalltags, vielleicht Jobangst, Unsicherheit und Sorge, was die Zukunft anbelangt - und ein Zusammenleben in oft engen Wohnverhältnissen: Mit der Fortdauer der Corona-bedingten Maßnahmen steigt oftmals der Druck in vielen Familien, die Gefahr von Aggression und Gewalt steigt.

Vorerst kein massiver Anstieg an Anfragen
Doch gibt es nach den ersten vier Wochen der Corona-Beschränkungen Positives zu berichten: Die riesige Welle an häuslicher Gewalt, die man befürchtet hatte, hat es vorerst nicht gegeben: „Wir verzeichnen vorerst keinen massiven Anstieg an Anfragen, die Zahl der von der Polizei ausgesprochenen Wegweisungen hat sich nicht massiv erhöht“, sagt Alexander Haydn von der Männerberatung Wien.

Alexander Haydn (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
Alexander Haydn

Aufseiten der Frauenhelpline verzeichnete man in den ersten vier Wochen der Beschränkungen einen Anstieg an Anrufen, wo in etwa jeder zweite mit häuslicher Gewalt zu tun hatte, so Maria Rösslhumer vom Verein Autonome Frauenhäuser Österreich (AFÖ). Dies führt man darauf zurück, dass das Beratungsangebot für Mädchen und Frauen in Corona-Zeiten erweitert und stärker beworben wurde. Dennoch ist häusliche Gewalt grundsätzlich ein Problem und wurde anhand der Anzahl von Morden und Mordversuchen vor allem in den vergangenen Jahren in Österreich auch sichtbar.

„Häusliche Gewalt ist auch schon ohne Corona schlimm genug“, sagt Alexander Haydn. Deshalb haben sich nun mehrere heimische Männerberatungen und Anti-Gewalt-Einrichtungen zusammengetan und eine österreichweite Anlaufstelle für Männer geschaffen, die bereits gewalttätig geworden sind oder befürchten, es zu werden.

(Bild: APA/dpa/Maurizio Gambarini)

Unterstützung von Experten
Die „Männerberatung bei Gewalt in der Familie“ ist ab sofort unter maennerinfo.at bzw. der Telefonnummer 0720 70 44 00 (Montag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr) erreichbar. Ziel ist, das Gewaltverhalten von Männern zu beenden oder - noch besser - es zu verhindern, noch bevor es entsteht. Die Anrufer erhalten rasch kompetente Unterstützung von Experten: Nach dem Erstgespräch am Telefon wird der Betroffene an die jeweilige Anti-Gewalt-Beratungsstelle in seinem Bundesland vermittelt. Dort wird dann mit dem Mann weitergearbeitet.

(Bild: stock.adobe.com)

„Wir sind keine Corona-bedingte Einrichtung, sondern wir sind hier, um zu bleiben“, erklärt Haydn zur neuen Anlaufstelle - die übrigens „noch nicht finanziert ist, es ist eine Vorleistung der Einrichtungen“. Man hofft auf entsprechende Unterstützung aus den betreffenden Ministerien - und zwar ohne „Abtausch an Mitteln“ auf Kosten anderer Beratungs- und Hilfseinrichtungen.

Es ziehen hier alle Einrichtungen an einem Strang für die „Opferschutzorientierte Täterarbeit“: Denn gleichzeitig zur Täterarbeit betreuen Opferschutz-Einrichtungen eben jene Personen, die von der Gewalt betroffen sind - beide „Seiten“ vernetzen sich und bearbeiten die Fälle gemeinsamen.

Adressen und Telefonnummern

  • Die neue zentrale Anlaufstelle für Männer „Männerberatung bei Gewalt in der Familie“ ist unter www.maennerinfo.at erreichbar bzw. telefonisch unter 0720 70 44 00 in der Zeit von Montag bis Freitag, von 10 bis 18 Uhr zum Ortstarif, bzw. per E-Mail an beratung@maennerinfo.at.
  • Die Frauenhelpline ist unter www.frauenhelpline.at bzw. telefonisch unter 0800 222 555 rund um die Uhr kostenlos mehrsprachig erreichbar bzw. der HelpChat unter www.haltdergewalt.at täglich von 15 bis 22 Uhr - österreichweit, anonym und vertraulich.

„Wir möchten Männern die notwendige Unterstützung bieten, damit sie ihr Verhalten ändern und zu einem gewaltfreien Leben finden können“, so Haydn, der auch die Gewaltarbeit in der Wiener Männerberatung leitet: „Denn Gewalt ist erlerntes Verhalten, man kann es wieder verlernen.“

Silvia Schober, Kronen Zeitung

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(Bild: kmm)



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