Fragwürdige Berater
Corona-Krise setzt Brasiliens Präsident weiter zu
Brasilien gilt als das am stärksten vom Coronavirus betroffene Land in Lateinamerika. Präsident Jair Bolsonaro, der Corona-Infektionen als „kleine Grippe“ bezeichnet, verliert immer mehr Zustimmung im Land und könnte nun politisch in Isolation geraten. Selbst die Drogenmafia unterstützt die Bevölkerung in der Corona-Krise.
Brasiliens Rechtsaußen-Präsident Bolsonaro präsentiert sich nach wie vor als Leugner der Corona-Krise. Für die Lateinamerika-Expertin Ursula Prutsch ist das auch auf jene Personen zurückzuführen, „auf die er hört“. Das sind neben dem politischen Vorbild, US-Präsident Donald Trump, auch führende Evangelikale. Nicht nur Bolsonaro selbst, sondern auch diverse seiner neoliberalen Minister würden an das „Überleben der Stärkeren“ glauben. Dabei wäre es ihnen durchaus recht, wenn es etwa in den Favelas und im Amazonasraum besonders viele Covid-Tote gebe - diese Bevölkerungsgruppen seien Bolsonaro schlicht nichts wert, so die Historikerin.
Fragwürdige Berater
Zudem sei Bolsonaro auch ein Anhänger des einflussreichen evangelikalen Pastors Edir Macedo, der beispielsweise verkündet, dass Covid-19 eine „Strategie des Satans und der Medien“ und Glaube die beste Medizin gegen das Virus sei. Als dritter „Einflüsterer“ gilt Olavo de Carvalho, der gerade in der Bestellung von Ministern und hohen Beamten eine große Rolle spiele. Der selbst ernannte Philosoph behauptet stur, dass Covid-19 nicht existiere und bei keinem einzigen Todesfall Corona als Todesursache festzumachen sei. Im Umfeld des brasilianischen Präsidenten finden sich zudem Verschwörungstheoretiker, Esoteriker und sogar Menschen, die glauben, die Erde sei flach.
Ernüchterung der Bevölkerung ist groß
Internationale Medien berichteten zuletzt, dass Bolsonaro in seiner Politik wohl darauf setze, dass seine größten Unterstützer in der weißen Mittelklasse in Brasilien zu finden seien, die sich ohnehin am besten gegen das Coronavirus schützen könne. Prutsch sieht diese Einschätzung mit Skepsis: Bolsonaros Wahlsieg 2018 sei nicht nur der weißen Mittelklasse zu verdanken, sondern auch vielen armen Menschen in Favelas. Vielmehr hoffte man auf mehr Sicherheit im Land, nun ist genau das Gegenteil eingetreten. Die Ernüchterung ist so groß, dass momentan nicht einmal 30 Prozent der Bevölkerung für Bolsonaro stimmen würden.
Auch Drogenmafias helfen in der Corona-Krise
Kritische Medien, NGOs und auch das Militär glauben sehr wohl an die Gefährlichkeit des Coronavirus. So wurde begonnen, Maßnahmen zur Unterstützung der Bevölkerung gerade im Amazonasraum zu ergreifen. Auch in den Favelas, wo der Staat ohnehin kaum präsent ist, hätten Drogenmafias, Vereine und soziale Organisationen bereits für Schutzmaßnahmen gesorgt.
Bolsonaro: Covid-19 nur „kleine Grippe”
Bolsonaro hatte die Lungenkrankheit Covid-19 anfangs als „kleine Grippe“ und den weltweiten Kampf gegen das Coronavirus als „Hysterie“ bezeichnet. Am vergangenen Donnerstag entließ der Präsident den populären Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta, mit dem er seit Wochen über Kreuz lag. Der Minister hatte versucht, strikte Corona-Auflagen durchzusetzen. Gegen die Entlassung gab es Proteste in vielen Städten. Anhänger Bolsonaros demonstrierten ihrerseits gegen regional verhängte Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung der Krankheit.
Das mehr als 200 Millionen Einwohner zählende Brasilien ist das lateinamerikanische Land mit der höchsten Zahl von registrierten Coronavirus-Infektionen. Bis Ende der vergangenen Woche wurden dort mehr als 40.800 Fälle gezählt, fast 2600 Menschen starben nach einer Ansteckung mit dem neuartigen Erreger. Fast 23.000 sind bereits wieder davon genesen.
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