Machtvakuum
Kims Gesundheit als „unterschätzter Risikofaktor“
Rätselraten um Kim Jong Un: Berichte über eine angeblich schwere Erkrankung des nordkoreanischen Machthabers haben weltweit für Aufsehen gesorgt. Nordkorea hält sich bedeckt. Hinweise auf den Aufenthaltsort oder öffentliche Auftritte Kims gibt es nicht. Doch wie viel Bedeutung hat die Gesundheit des nordkoreanischen Diktators für die Stabilität des Landes? „Es ist ein unterschätzter Risikofaktor“, berichten Medien. Sollte Nordkorea mangels Führer, auf den das gesamte politische System ausgerichtet ist, und aufgrund des dadurch entstehenden Machtvakuums in Instabilität abgleiten, wäre das mit erheblichen internationalen Konsequenzen verbunden.
Der Gesundheitszustand Kims stelle einen unterschätzten Risikofaktor für das Land dar, wie die US-Nachrichtenplattform NK-News schreibt: „Nordkorea hat ein Problem. Atomwaffen und Raketen mögen das Land für Angriffe von außen unverwundbar machen, aber das Risiko - das man sich unentgeltlich selbst geschaffen hat - liegt im Inneren. Kim Jong Un ist krankhaft fettleibig und sichtlich ungesund. Was ist, wenn er tot umfällt oder schwer handlungsunfähig ist? Was passiert dann mit Nordkorea?“
„Gefahr einer ernsthaften Instabilität“
„Die Frage ,Wer würde regieren?´ ist genau das, worüber wir uns alle Sorgen machen“, erklärt Asien-Experte Devin Hayes Ellis gegenüber der deutschen „Bild“. Es gebe keine offensichtliche Abfolge und es sei unklar, wie die Macht in Pjöngjang verteilt sei. „Wenn er handlungsunfähig ist oder stirbt und konkurrierende Machtansprüche bestehen - etwa zwischen seiner Schwester und loyalen Familienmitgliedern gegen eine mächtige Persönlichkeit des Militärs -, besteht die Gefahr einer ernsthaften Instabilität - sogar eines Bürgerkriegs“, so der Experte.
Berichte über eine angeblich schwere Erkrankung Kims hatten am Dienstag international für großes Aufsehen gesorgt. Das südkoreanische Präsidialamt widersprach jedoch Berichten des US-Nachrichtensenders CNN, wonach Kim nach einer Operation „in ernsthafter Gefahr“ sei. Es gebe keine Anzeichen für ernste Probleme mit der Gesundheit Kims, hieß es. CNN berief sich auf einen Regierungsbeamten, der entsprechende geheimdienstliche Informationen habe.
„Nordkorea räumt niemals Schlaganfälle ein“
Trotz der Zweifel an den Berichten zu Kims Zustand ist die Lage unklar. Man dürfe nicht erwarten, dass Nordkorea „irgendeine Herzoperation bestätigt“, schrieb die Expertin Jean H. Lee vom amerikanischen Wilson Center auf Twitter. „Nordkorea räumte niemals einen Schlaganfall oder ein Koma beim Vater Kim Jong Il ein.“ Dies sei erst durch einen französischen Arzt geschehen, der den Ende 2011 gestorbenen Kim Jong Il in Pjöngjang behandelt habe.
„Kim ist immer wieder aufgetaucht“
„Niemand weiß, was in Nordkorea vor sich geht“, schrieb Martyn Williams, der für die renommierte US-Website 38 North arbeitet, auf Twitter. Kims Vater Kim Jong Il sei bereits mehrere Tage tot gewesen, bevor sein Tod offiziell bekannt gegeben wurde. Die Nachricht habe damals alle überrascht. „Kim Jong Un galt schon früher als ,vermisst‘ und ist immer wieder aufgetaucht.“ Trotzdem sei seine aktuelle Abwesenheit bemerkenswert.
Ein weiterer anerkannter Korea-Experte, der anonym bleiben wollte, bezweifelte die Darstellung in dem CNN-Bericht. Ein Durchsickern solcher als streng geheim gehandhabten Informationen sei unwahrscheinlich.
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