Lang gab es die Android-Version des Battle-Royale-Megahits „Fortnite“ von Epic Games nur als Direkt-Download vom Hersteller. Damit wollte man die Abgaben umgehen, die beim Vertrieb von Software im Google Play Store anfallen. Doch 18 Monate nach dem Android-Start von „Fortnite“ beugt sich nun auch Epic Games widerwillig der geballten Marktmacht, die Google über die Jahre mit seinem Play Store aufgebaut hat.
Googles Play Store ist das größte Software-Archiv für das Mobilbetriebssystem Android und für die Nutzer erste Anlaufstelle, wenn sie nach einer App suchen. Für Unternehmen, die ihre Software über Googles Play Store vertreiben, bedeutet die Präsenz auf der Plattform aber auch, dass sie - genau wie in Apples App Store - ein Drittel der dort generierten Einnahmen dem Betreiber überlassen müssen.
Eine Quote, die „Fortnite“-Macher Epic Games nicht akzeptieren wollte - und seinen Spiele-Hit kurzerhand selbst vertrieb. Das funktioniert grundsätzlich problemlos: Jedes Unternehmen kann APK-Installationsdateien seiner Software zum Download bereitstellen, jeder Android-Nutzer kann direkt vom Hersteller bezogene Apps nach einem Sicherheitshinweis auf sein Handy installieren.
Epic Games wirft Google Sabotage vor
Den Sicherheitshinweis sieht man bei Epic Games allerdings kritisch. Man spricht gegenüber „The Verge“ von verunsicherten Nutzern und wirft Google vor, mit Angeboten wie Google Play Protect nicht via Play Store bezogene Anwendungen mit Malware gleichzusetzen. Man ziehe die Konsequenzen und biete „Fortnite“ nun auch via Play Store an, hoffe aber, dass Google seine Geschäftspraktiken überdenke. Ein Drittel sei ein großer Anteil, wenn man bedenke, dass Epic mit den verbliebenen 70 Prozent die kompletten Entwicklungs-, Betriebs- und Support-Kosten decken müsse.
Epic Games hatte „Fortnite“ für Android 18 Monate lang ausschließlich über seine eigene Website vertrieben und bietet die Installationsdatei auch weiterhin als Direkt-Download an. Vor dem Play-Store-Start hatte man noch versucht, mit Google ein für Epic Games günstigeres Abkommen auszuhandeln - aber ohne Erfolg. Im noch deutlich strenger reglementierten Apple-Ökosystem musste man sich schon zum Start Apples Regeln beugen und bietet „Fortnite“ schon lang über den App Store an.
Epic kritisiert auch hohe Margen bei Steam
Neben Apple und Google behalten noch andere Store-Betreiber ein Drittel der über ihre Plattformen generierten Erlöse ein - etwa der Epic-Rivale Valve mit seinem Spiele-Marktplatz Steam. Auch dessen Geschäftspolitik kreidet Epic Games an und versucht seit geraumer Zeit, mit für Entwickler attraktiveren Margen von 88 Prozent der Erlöse den hauseigenen Epic Games Store zum Steam-Rivalen aufzubauen. Zusätzlich investiert Epic Games im großen Stil in Exklusiv-Deals und lockt Spieler mit regelmäßigen Gratis-Spielen.
„Fortnite“ ist für Epic Games ein wichtiges Zugpferd und erzeugte laut Schätzungen des Analystendienstes Superdata 2019 einen Umsatz von 1,8 Milliarden US-Dollar für Epic. 2018 waren es sogar 2,4 Milliarden Dollar. Das für alle großen Spiele-Plattformen verfügbare Basis-Spiel verteilt der Hersteller kostenlos, Geld verdient Epic Games durch den Verkauf kosmetischer Gegenstände im Spiel.
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