Am 15. Mai dürfen Gasthäuser und Restaurants wieder öffnen. Wie Wirte die unfreiwillige Schließzeit überstehen, was sie aus der Zwangspause mitnehmen, zeigen wir an zwei Beispielen. Da ist Juan Amador, Österreichs höchst dekorierter Koch mit drei Michelin-Sternen und Ziel von internationalem Gourmet-Tourismus. Marion Jambor hat ein feines Beisl, in dem sie sich Stammgäste „herangestreichelt“ hat - die es ihr mit Vorschusslorbeeren in bar dankten.
Juan Amador sieht die Corona-Krise auch als Chance für Nachhaltigkeit. Schnellschüsse mag er nicht. Deshalb hat er sein Restaurant in Wien-Döbling auch geschlossen gehalten und nicht auf Take-away gesetzt. Das ginge in seiner Liga schwer, kommen doch sonst Gourmet-Touristen aus aller Welt zu ihm.
Die Krise hat auch er als Chance angenommen: „Ich habe schon einen Konkurs hinter mir, ich weiß, was das bedeutet. Da will ich nicht mehr hin.“ Glück hat er, sagt Amador, dass sein Lokalbesitzer auf Miete verzichtet.
„Die Notbremse war vielleicht für uns alle wichtig“, kommt er ins Sinnieren, „für unseren Geist und die Seele.“ Und er entwickelt Konzepte. Etwa eine neue Art der Krankenhaus-Küche: „Dort geht es ums Gesundwerden, da gehört gesundes Essen dazu.“ Auch dafür wünscht er sich „langfristige Hilfe vom Staat, z.B. Lohnnebenkosten senken, sonst schaffen es einige nicht“. Und er weiß, wovon er spricht.
Video: Wirte und Friseure bereiten Wiedereröffnung vor
„Schon geweint, aber auch vor Freude“
Das feine Wiener Stammbeisl hat viele „handgestreichelte“ Stammgäste und eine Wirtin mit einem großen Herzen. Mundschutz hin oder her: Marion Jambor redet genauso viel wie sonst. Sprudelnd vor Lebensfreude. Das ist es, was ihre Stammgäste an ihr so lieben. Sie hat ihren Betrieb „halt einfach umgestellt. Corona traf uns alle, aber niemand hat Schuld daran.“ Jetzt gibt es - noch - nur eine Suppe und zwei Hauptspeisen zur Wahl zum Abholen.
Das funktioniert so gut, dass die Mitarbeiter behalten werden konnten. „Möglich war das, weil meine treuen Kunden auf www.vorfreude.kaufen Essensgutscheine gelöst haben, die wir dann ab Mittag annehmen“, ist die Wirtin gerührt: „Da kam das Geld für Miete und Sozialversicherung herein. Da bin ich schon dagesessen und hab‘ ein paar Tränen zerquetscht vor Freude.“
Weil ihr geholfen wurde, hilft auch sie. Sie sponsert z.B. Mittagessen für Künstler. Und lacht: „Erntehilfe hätt ich auch gemacht. Aber den Spargelbauern war ich wohl zu alt.“
Gabriela Gödel, Kronen Zeitung
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