Ein sattes Minus von bis zu 43,8 Prozent bei den Nächtigungen: Das droht Salzburg durch die Virus-Krise im Sommer bei wenig Inlandsnachfrage und geschlossenen Grenzen.
Keine Chinesen-Gruppen, die sich ihrem Reiseführer hinterher durch die Altstadt schieben. Keine Deutschen, die dicht gedrängt in den Cafés sitzen und Pause vom Sightseeing machen. Ein Bild, das den Chefs des Tourismus-Mekkas Salzburg mit seinen knapp 30 Millionen Nächtigungen im Jahr tiefe Sorgenfalten beschert. Das Coronavirus hat den Tourismus infiziert.
„Gerade in der Stadt ist der Verlust drastisch“, sagt Leo Bauernberger, Chef von Salzburger Land Tourismus. Sein Trostpflaster: die Wintersaison im Gebirge. „Normalerweise haben wir rund 16 Millionen Nächtigungen. Mit Ende Februar hatten wir rund 400.000 Nächtigungen mehr als im Vorjahr. Wenigstens dort sind wir mit einem blauen Auge davongekommen.“
Vorerst. Denn: Bei geschlossenen Grenzen und wenig Lust der Österreicher auf Salzburg-Urlaub könnten die Nächtigungen im Sommer um satte 43,8 Prozent zurückgehen, sagt Tourismusökonom Oliver Fritz vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO). Auch das bessere Szenario sei sich nicht rosig: „Wenn wir davon ausgehen, dass die Nächtigungen der Österreicher um starke dreieinhalb Prozent auf einen Gesamtanteil von 27 Prozent zulegen und die Nachfrage aus Märkten wie Deutschland gegeben ist, kann von einem Minus von rund 30 Prozent ausgegangen werden.“
Beide Szenarien hätten Folgen für die Wirtschaftsbilanz. Immerhin sorgte der Tourismus zuletzt für rund 10,3 Prozent der gesamt 25 Milliarden Euro an Wertschöpfung – genaue Berechnungen liegen für Salzburg nicht vor. Seit 15. März hat die Tourismuswirtschaft 600 Millionen Euro verloren, melden die Tourismusforscher der FH Salzburg.
Wirtschaft schrumpft um sieben Prozent
Covid-19 beutelt die Salzburger Wirtschaft kräftig, sagt der Altenmarkter und Chef des Instituts für Höhere Studien, Martin Kocher: „Derzeit gehen wir davon aus, dass 2020 im Land die Wirtschaftsleistung um sieben bis acht Prozent zurückgehen wird.“ Salzburg zählt dadurch zu den am stärksten betroffenen Bundesländern.
Wie lange die Krise die Geschäftsleute beschäftigen wird? „Alles wird davon abhängen, wann die Lockerungen und Maßnahmen greifen und wie schnell sich wichtige Branchen wieder erholen. Vor allem der Dienstleistungssektor, der Handel und auch der Tourismus“, sagt Kocher.
Impfstoff ist Schlüssel für den Tourismus
Den Stadttourismus wird Covid-19 allerdings noch länger in Atem halten: Auf Grund von stillstehendem Kongress- und Kulturleben rechnet das WIFO mit einem Nächtigungsrückgang von mehr als 40 Prozent im Jahr 2020. Erst die Entwicklung eines Impfstoffes könnte ein entscheidender Wendepunkt sein (siehe Interview).
Das Ausbleiben von asiatischen oder arabischen Gästen ist weniger gravierend. „Hotels, die auf diese Gruppen spezialisiert sind, müssen sich etwas überlegen. Generell ist der Anteil dieser Gäste an den Nächtigungen aber eher gering“, sagt Kocher.
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