Lockerungen: Experten warnen vor zu optimistischen Prognosen. Eine zweite Infektionswelle könnte dramatisch werden. „Ich muss alle, die sich jetzt für noch schnellere Öffnungen in den verschiedensten Bereichen einsetzen, dringend ersuchen, dass wir gemeinsam auf der sicheren Seite bleiben und uns durch die aktuell guten Zahlen nicht täuschen lassen“, appelliert Gesundheitsminister Rudolf Anschober an die Bevölkerung.
Mit einem Plus von nur 0,5 Prozent an Covid-19-Neuerkrankungen zeichnet sich in Österreich ein erfreulicher Trend ab. Das könnte jedoch eine trügerische Sicherheit sein - für Anschober also kein Grund zur Entwarnung: „Diese Zahlen sind die Auswirkungen von Phase 1 und beinhalten mit hoher Wahrscheinlichkeit noch keine Neuinfektionen durch den ersten Öffnungsschritt vom Dienstag letzter Woche. Diese sind erst mit zumindest zwölf Tagen Verzögerung zu erwarten.“
WHO mahnt zur Vorsicht
Für Westeuropa gibt es zwar eine leichte Entwarnung, nicht aber für die meisten anderen Länder der Welt. Bei Lockerungsmaßnahmen sei daher äußerste Vorsicht geboten, so der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Virologin: „Befürchte, dass viele das Virus nicht mehr so ernst nehmen“
In diese Kerbe schlägt auch die deutsche Virologin Melanie Brinkmann vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung: „Ich befürchte, dass viele das Virus jetzt nicht mehr so ernst nehmen und wieder mehr Kontakte treffen. Wenn das passiert, befinden wir uns bald wieder da, wo wir am Anfang standen.“
Denkbar, dass Virus jährlich wiederkommt
Immunpathologe Rudolf Valenta, MedUni Wien, zerschlägt wiederum die Hoffnung auf rasche Herdenimmunität und hält es für denkbar, dass auch SARS-CoV-2 jährlich wiederkommen kann: „Es kann durchaus sein, dass die Immunantwort nicht ausreichend vor erneuter Infektion schützt. Das zeichnet natürlich nach der jetzigen ersten Attacke ein bedrohliches Szenario.“
Anschober: „Durch aktuell gute Zahlen nicht täuschen lassen“
Anschober warnt eindringlich vor einer zweiten Welle, die „verheerend“ wäre „für Gesundheit, Gesellschaft und Wirtschaft“. Aus Sicht des Epidemiologen Hans-Peter Hutter ist es noch zu früh für fundierte Prognosen: „Erst mit der Analysezeit von zwölf Tagen für Neuinfektionen sind wir auf der sicheren Seite.“
Kronen Zeitung
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