Im „Schichtbetrieb“

Volksschulen und Unterstufe starten am 18. Mai

Politik
24.04.2020 10:01

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hat am Freitag gemeinsam mit der Psychologin Christiane Spiel von der Universität Wien den Plan für die Rückkehr zum normalen Schulunterricht vorgestellt. Die Wiederaufnahme des Unterrichts in den Klassen ist eine Gratwanderung, es besteht Sorge vor einer zweiten Welle im Herbst. Klassen sollen aufgeteilt werden, Lehrer im „Schichtbetrieb“ arbeiten, so Faßmann. Am 18. Mai starten Volksschulen und die Unterstufe - nach Pfingsten, am 3. Juni, sollen dann alle Schüler wieder zurück in ihren Klassen sein. Schularbeiten wird es in diesem Schuljahr keine mehr geben, in den Volksschulen auch kein Sitzenbleiben. Maskenpflicht gibt es keine - zumindest nicht während des Unterrichts.

Nach der schrittweisen Öffnung der Geschäfte, Wirtshäuser und Kindergärten sollen auch langsam die Schulen folgen. Derzeit werden rund 13.000 Schüler bzw. 1,9 Prozent der Gesamtschülerzahl an den Volksschulen, AHS-Unterstufen, Neuen Mittelschulen und Sonderschulen betreut. Die Anzahl der Schüler in Betreuung hat sich seit der Zeit vor Ostern versechsfacht.

Das Ziel des Bildungsministers ist es, die Schüler zurück in Schulen zu bringen, sofern die Umstände es erlauben. Das gemeinsame Erleben und der soziale Kontakt sei für Schüler enorm wichtig, das Home-Schooling verlange allen Beteiligten viel ab. Es galt, den Infektionsschutz und Bildung abzuwägen, die Entscheidung sei sehr schwierig gewesen.

(Bild: APA/Helmut Fohringer, stock.adobe.com, krone.at-Grafik)

Etappenplan zur Öffnung der Schulen
Der Fahrplan des Ministeriums sieht eine schrittweise Öffnung vor.

  • Zunächst kommen ab 4. Mai alle älteren Schüler dran, die einen Abschluss brauchen - also Maturanten, Handelsschulen, Tourismusschulen, Technikschulen und auch Lehrlinge.
  • In einer zweiten Etappe ab 18. Mai folgen dann die Sechs- bis 14-Jährigen in den Volks- und Mittelschulen, der AHS Unterstufe sowie Sonderschulen und Deutschförderklassen.
  • Mit dem 3. Juni können dann auch Schüler der Polytechnischen- und Berufsschulen wieder in den Unterricht - hier gebe es weniger Betreuungsproblematik und auch das Distance-Learning funktioniere sehr gut.

Atemschutzmasken nicht überall verpflichtend
Ein detailliertes Hygienehandbuch soll das Verhalten in Schulen regeln. Der Minister betont dabei nochmals die Notwendigkeit des Händewaschens, des nötigen Abstands und des Tragens eines Mund-Nasen-Schutzes. Dieser sei vor allem am Weg in die Schule, im Gangbereich und in den Pausen absolut notwendig. In den Klassen selbst ist das Tragen nicht verpflichtend, da Lernen damit wohl nur schwer möglich sei. Auch bei kleineren Kindern werde es Ausnahmen geben, erklärt Faßmann.

(Bild: "Krone"-Grafik)

Faßmann: „Abwechselnder Schichtbetrieb in Klassen“
Die Einhaltung der sozialen Distanz- und Hygieneregeln werde schwierig. Es wird ein Verdünnung der Anwesenheiten durch eine Art „Schichtbetrieb“ geben. Dabei sollen die Klassen in zwei möglichst gleich große Gruppen geteilt werden, die sich in den Anwesenheiten abwechseln. Gruppe A wird dabei von Montag bis inklusive Mittwoch in den Schulen sein, Gruppe B dann Donnerstag und Freitag - die Reihenfolge wechselt dann von Woche zu Woche, damit alle in etwa gleich lang anwesend sind. Insgesamt sollen dabei nie mehr als elf Schüler gleichzeitig in den Klassen sein.

(Bild: stock.adobe.com)

Stundenpläne bleiben aufrecht
Jene Tage, an denen die Schüler nicht in den Klassen sind, werden zu „Hausübungstsagen”. Diese sollen, sofern das mit der Tätigkeit der Eltern vereinbar ist, nach Möglichkeit zu Hause stattfinden. Zusätzlich könne die Zeit aber auch in der Schule, etwa in Turnsälen, verbracht werden, wo Supplierlehrer die Betreuung übernehmen. Die Stundenpläne sollen so gut wie möglich aufrecht erhalten werden. Um die notwendigen Abstände untereinander einzuhalten, müssen jedoch Fächer wie Sport und Musik entfallen.

Kein „Sitzenbleiben“ in den Volksschulen
Das Lerntempo und die Inhalte sollen reduziert werden - dabei müssen nicht alle Themen des Lehrplanes durchgeführt werden. Fachspezifische Grundkompetenzen sowie Vorbereitung auf nächsthöhere Schulstufen seien jedoch gewährleistet. Der Nachmittagsunterricht wird genauso entfallen wie auch Schularbeiten.

Zwei Drittel des Schuljahres seien regulär durchgeführt worden, erklärt Faßmann. Damit könne auch auf Basis der Halbjahreszeugnisse sowie der Leistungen bis zum 16. März und jenen des Distance-Learnings eine Leistungsbeurteilung stattfinden. Sofern Schüler zwischen zwei Noten stünden, wäre eine mündliche Prüfung möglich. In den Volksschulen wird es keine Klassenwiederholungen geben.

Bildungspsychologin Christiane Spiel (links) und Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
Bildungspsychologin Christiane Spiel (links) und Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP)

Shutdown setzte zentrale Funktionen der Schulen aus
Jene Schüler, die krank sind oder sich aufgrund der psychischen Belastung nicht in die Schule trauen, gelten offiziell als entschuldigt. Auch Lehrer, die in die Risikogruppen fallen bzw. ein Attest für Vorerkrankungen erbringen können, müssen ihren Unterricht nicht vor Ort abhalten, dafür aber online zur Verfügung stehen.

Bildungspsychologin Christiane Spiel sieht eine „unheimliche Herausforderung für den Bildungsbereich“ im Zuge der Krise. Es sei erforderlich, zentrale Regeln vorzugeben, aber den Schulen dennoch genug Handlungsspielraum zu geben. Eine aktuelle Studie zeige, dass man die Risikogruppe unterschätzt habe und die Bildungsschere derzeit besonders weit aufgehe

(Bild: stock.adobe.com, krone.at-Grafik)

Die „Krone“ schafft gemeinsam mit Bildungsexperten Abhilfe in dieser herausfordernden Zeit und stellt neben einer Fülle an Lerntipps auch eine laufend erweiterte Auswahl an Übungen für unterschiedliche Schulstufen auf krone.at/hausaufgaben zur Verfügung.

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