Im Kampf gegen Covid-19, die vom gefährlichen Erreger SARS-CoV-2 ausgelöste Lungenkrankheit, haben Ärzte jetzt herausgefunden, dass das Virus offenbar das Risiko für Blutgerinnsel erhöht. Studien hätten gezeigt, dass bei vielen Covid-19-Patienten die Blutgerinnung gestört ist, was in der Folge zu tödlichen Thrombosen und Embolien führen könne, berichtet die „Radiological Society of North America“ (RSNA) auf ihrer Website.
Demnach sind im Zuge von zwei Studien in Frankreich bei 23 bis 30 Prozent der Covid-19-Patienten Lungenembolien festgestellt. Die Ergebnisse würden nahelegen, „dass mikrovaskuläre thrombotische Prozesse“ bei Patienten mit Covid-19 eine Rolle beim Atemversagen spielen können, berichtet die RSNA. Immer öfter entdecken Ärzte im Gehirn, in den Nieren, in Armen und Beinen oder im Herz Blutgerinnsel - Thrombosen, Lungenembolien und Schlaganfälle seien die Folge. Komplikationen, von denen offenbar auch jüngere Patienten betroffen sind, so die Forscher.
„Weltweit wird Covid-19 primär als Lungenerkrankung angesehen“, sagt Edwin JR van Beek vom Queens Medical Research Institute der Universität von Edinburgh in Großbritannien. Alle bis dato verfügbaren medizinischen, Labor- und Bildgebungsdaten würden aber deutlich machen, dass die Symptome nicht allein durch eine von Covid-19 beeinträchtigte Lungenfunktion erklärt werden können, so der Mediziner.
Experte: „Mehr als bloß eine Lungeninfektion“
„Covid-19 ist mehr als bloß eine Lungeninfektion“, sagt Professor van Beek. „Es zieht das Gefäßsystem der Lunge und anderer Organe in Mitleidenschaft und erhöht das Thrombose-Risiko“. Zur Behandlung seien deshalb auf den Laborwerten basierende Gaben von Antikoagulanzien (Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung, Anm.) sowie bildgebende Verfahren (CT-Scans, Anm.) erforderlich, sagt der Experte.
In Wuhan, wo die grassierende Lungenseuche im Dezember ihren Ausgang genommen hat, fanden Forscher heraus, dass 71 Prozent der an Covid-19 Verstorbenen erhöhte Blutgerinnungswerte hatten, aber bloß 0,6 Prozent derjenigen Patienten, die die Krankheit trotz eines schweren Verlaufs überlebt haben. Unklar ist, ob das Virus die Bildung der Embolien oder Thrombosen verursacht, oder ob diese auf eine überschießende Immunreaktion des Körpers auf den Erreger SARS-CoV-2 zurückzuführen sind.
Thrombosen auch bei SARS beobachtet
Auch bei der SARS-Pandemie, die 2002/2003 weltweit knapp 800 Todesopfer forderte, habe es Fälle von Patienten mit multiplen Thrombosen gegeben, berichten Wissenschaftler. „Angesichts der Ähnlichkeit von SARS und SARS-CoV-2 (laut Virusexperten am renommierten Pasteur-Institut in Paris bestehen zu „80 Prozent Ähnlichkeiten“ im Erbgut, Anm.) ist es daher wahrscheinlich, dass bei Covid-19-Patienten ähnliche thrombotische Komplikationen auftreten“, so die Forscher.
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