Mitarbeiter packen aus

Amazon soll Händler-Daten für Eigenmarken nutzen

Web
24.04.2020 10:20

Schwerer Vorwurf gegen Amazon: Mitarbeiter des Online-Händlers sollen einem US-Medienbericht zufolge auf Verkaufsdaten von unabhängigen Marktplatz-Verkäufern zugegriffen haben, um das Unternehmen bei der Entwicklung konkurrierender Produkte unter eigener Marke zu unterstützen. Amazon weist die Vorwürfe zurück.

Unter der Eigenmarke „AmazonBassics“ bietet das ursprünglich als reiner Buchhändler gestartete Unternehmen inzwischen „alltägliche Gegenstände“ wie Batterien, HDMI-Kabel und anderes Elektronik-Zubehör, aber auch Haushaltsgegenstände wie Bettwäsche oder Messersets an - und das „alles zu einem fairen Preis“, wie Amazon auf seiner Website betont.

„Gängige Praxis“
Schon länger wird vermutet, der Online-Händler könnte sich bei der Entscheidung, welche Artikel unter der Eigenmarke hergestellt werden sollen, von den Verkaufsschlagern seiner Marktplatz-Händler „inspirieren“ lassen. Aussagen mehrerer früherer und eines aktuellen Amazon-Mitarbeiters stützen jetzt diese Vermutung. Sie gaben gegenüber dem „Wall Street Journal“ an, dass die Regeln des Konzerns, die diese Praxis eigentlich untersagen, nicht einheitlich durchgesetzt würden. Die Verwendung der Verkaufsdaten von Marktplatz-Händlern sei „eine gängige Praxis, die in den Sitzungen, an denen sie teilnahmen, offen diskutiert wurde“, zitiert das Blatt die Mitarbeiter.

Ein ehemaliger Angestellter räumte gegenüber diesem ein, wissentlich gegen die Richtlinien verstoßen zu haben und zur Einführung und zum Nutzen von Amazon-Produkten auf die Verkaufsdaten der Marktplatz-Händler zugegriffen zu haben: „Wir wussten, dass wir es nicht tun sollten, aber gleichzeitig stellen wir Amazon-Markenprodukte her, und wir wollen, dass sie sich verkaufen“, wird er zitiert.

Amazon-Gründer Jeff Bezos (Bild: EPA)
Amazon-Gründer Jeff Bezos

Amazon bestreitet Vorwürfe
Gegenüber „The Verge“ bestritt Amazon, Daten privater Verkäufer verwendet zu haben, um die Entwicklung eigener Produkte voranzutreiben. „Wie andere Einzelhändler schauen wir uns Verkaufs- und Geschäftsdaten an, um unseren Kunden die bestmögliche Erfahrung zu bieten“, sagte Amazon. „Wir verbieten unseren Mitarbeitern jedoch strengstens, nicht-öffentliche, verkaufsspezifische Daten zu verwenden, um zu bestimmen, welche Eigenmarkenprodukte auf den Markt gebracht werden sollen.“

Obwohl man nicht glaube, dass die Anschuldigungen zutreffend seien, nehme man diese „sehr ernst“, sagte Amazon weiter und kündigte eine interne Untersuchung an.

„The Verge“ zufolge hatte Amazon im vergangenen Juli vor dem US-Kongress bezeugt, nicht auf Verkaufsdaten von Verkäufern zuzugreifen, um seine Eigenmarken herzustellen. „Unser Ansporn ist es, dem Verkäufer zum Erfolg zu verhelfen, weil wir auf ihn angewiesen sind“, sagte demnach Amazons stellvertretender Generalanwalt, Nate Sutton, bei einer Anhörung. Deshalb wende man da wie dort dieselben Kriterien an und verwende die Verkäuferdaten nicht, „wenn wir Entscheidungen über die Einführung von Handelsmarken treffen“.

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