„Österreich ist fast ein Musterbeispiel. Chapeau!“
Der renommierte Arzt und Wissenschaftler Professor Frank Ruschitzka erklärt im krone.tv-Interview mit Katia Wagner die neuesten Erkenntnisse zum Coronavirus: So ist Covid-19 nicht wie anfangs angenommen eine reine Lungenerkrankung, sondern vor allem auch eine Gefäßerkrankung, die alle Organe betreffen kann. Lob gab es auch für das Vorgehen Österreichs.
Autopsien und histologische Untersuchungen hätten ergeben, dass das Virus alle Gefäße betreffen und zu „schwere Gefäßveränderungen“ führen kann. Das würde erklären, warum Covid-19-Patienten auch Organversagen erleiden. Durch Gefäßverschlüsse könne das Organ - sei es nun die Niere, der Darm, aber auch das Hirn - in der Folge sterben, so Ruschitzka.
„Wenn man im Krieg ist, muss man den Feind besser verstehen“ Durch die neuen Studienerkenntnisse würden wir nun verstehen, was das Virus so gefährlich macht. „Wir sprechen von einem sehr aggressiven Virus“, da das Virus uns dort attackieren würde, „wo es uns weh tut“, nämlich in den Gefäßinnenschichten, die unsere „Verteidigungslinie“ seien. Gefäße müssten nämlich „offen bleiben“. „Dieses Virus schaltet diesen Schutzmechanismus aus, dann kommt es zu Gefäßverschlüssen in allen Organen“, erklärt der Professor.
Der Leiter der kardiologischen Abteilung am Universitätsspital in Zürich, Professor Frank Ruschitzka, im Video-Interview mit Katia Wagner
Gefäße von Risikopatienten müssen „fitter“ gemacht werden Aus diesem Wissen seien auch Schlüsse für eine Behandlung ableitbar: Wenn die Gefäße vorgeschädigt sind, kann es zu schweren Komplikationen kommen. Das erkläre, warum Menschen mit Diabetes, Hypertonie oder Herzerkrankungen besonders betroffen seien. In der Behandlung müsse nun auf eine „duale Strategie“ gesetzt werden, indem man einerseits das Virus bekämpft und andererseits die Abwehr der Risikopatienten so unterstützt, dass ihre Gefäße „den Stress durch das Virus besser überstehen“.
„Wir können nicht alleine auf die Impfung bauen“ Ziel sei es, die Krankheit behandelbar zu machen. Für HIV gibt es bis heute keine Impfung, sie sei aber durch Medikamente gut einstellbar. Hinsichtlich einer Impfung sei ein „verspätetes Weihnachtsgeschenk“ möglich, aber: „Wir sollten keine Dinge versprechen, die wir dann nicht halten können.“ Gerade um Impfkritiker zu überzeugen, sei die Sicherheit eines Impfstoffes von großer Bedeutung.
Lob für Österreich Für das Vorgehen Österreichs findet der Leiter der kardiologischen Abteilung am Universitätsspital in Zürich lobende Worte, ebenso für das der Schweiz. Nun sei die Zeit der schrittweisen Lockerungen. „In Österreich machen Sie einen fantastischen Job“, befindet der Kardiologe.
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