„Einladung zur kostenlosen Corona-Testung“ lautete kürzlich der Betreff einer E-Mail, die in meinem Posteingang aufpoppte. Da das Wort „Einladung“ mittlerweile fast zu einem Fremdwort geworden ist, wurde ich schnell neugierig.
Tatsächlich wurde mir nun angeboten, im Rahmen der Austrian-LEAD-Studie des Ludwig-Boltzmann-Instituts, an der ich vor ein paar Jahren schon einmal teilgenommen hatte, kostenlos einen Antikörpertest mittels Blutabnahme zu machen.
Ich habe und hatte nie Corona-Symptome. Also gehe ich davon aus, dass mein Testergebnis sowieso negativ sein wird. Aber wirklich wissen kann das ja eigentlich niemand, testen lassen schadet also wohl nicht. Und da diese Antikörpertests ja vorrangig dazu dienen sollen, die Dunkelziffer möglicher Corona-Fälle abzuklären, habe ich kurzerhand für mich und meinen Freund - „Mitbewohner“ wurden nämlich auch eingeladen - einen Termin ausgemacht.
Die Sicherheitsvorkehrungen im Wiener Otto-Wagner-Spital, wo die Testungen stattfinden, sind natürlich umfassend. Schon am Eingang zum Areal wird Fieber gemessen, anschließend dürfen wir weiter zum Wienerwald-Pavillon fahren, der nun extra für die Corona-Testungen umfunktioniert wurde.
Nach einer kurzen Anmeldung nehmen wir im Warteraum Platz. Die Sessel im Raum stehen bereits dem Sicherheitsabstand entsprechend weit voneinander entfernt, alle Menschen tragen brav ihre Masken. Man muss ein Formular ausfüllen, wo unter anderem abgefragt wird, ob man seit Mitte Februar krank war.
Und da dämmert es mir wieder. Ende Februar hatte ich Schnupfen und auch einen Tag lang Fieber. Nicht allzu hoch, aber Fieber hatte ich eigentlich seit Jahren nicht mehr. Ich muss im Formular mein Kreuzchen also bei Ja setzen. Ein kurzer Anflug von Unwohlsein - das war doch eh fix nur ein grippaler Infekt, oder? - verfliegt schnell, als ich mit meinem ausgefüllten Formular zur nächsten Station wandere und dort von einer Mitarbeiterin einen Zettel mit einer Nummer bekomme. „Ohne Nummern geht bei uns derzeit gar nix“, scherzt die Frau, die auch trotz Maske ausgesprochen freundlich aussieht.
Wenige Minuten später wird meine Nummer aufgerufen und ich soll im Nachbarraum wieder auf einem Sessel Platz nehmen. „Wir spielen einfach ‚Reise nach Jerusalem‘“, ruft die freundliche Mitarbeiterin und steckt mit ihrer guten Laune irgendwie an. Neben mich setzt sich ein kleines Mädchen mit seiner Mama hin. Die riesengroßen Rehaugen der Kleinen verraten mir, dass sie lieber mit ihren Freunden spielen würde. Für Kinder muss das alles wirklich beunruhigend sein, denke ich mir, bevor ich wieder aufgerufen werde.
Im nächsten Raum gibt es mehrere Blutabnahme-Stationen. Ich gehe zu einem Mitarbeiter, der mich freundlich zu sich winkt. „Nehmen S’ nur Platz“, sagt er. Im Radio trällert gerade Tina Turner ihren Hit „The Best“, ein Mitarbeiter, der wohl eine Minute gerade keinen „Patienten“ hat, tänzelt durch den Raum.
„Ist eh alles in Ordnung?“, fragt mich der junge Mann, der mir gerade die Nadel in den Arm gestochen hat. „Ja, ja“, entgegne ich und entdecke meinen Freund, der vom Gang aus gerade sichtlich amüsiert ein Foto von mir knipst. „Der wird auch gleich eine Nadel im Arm haben, dann wird ihm das Lachen schon vergehen“, denke ich innerlich schmunzelnd und höre gleichzeitig: „Das war’s schon. Sie sind fertig.“
Tatsächlich sind schon zwei Ampullen mit meinem Blut gefüllt. „You‘re simply the best“, singt Tina Turner gerade wieder in voller Inbrunst. Und sie hat recht, so angenehm war Blutabnehmen, trotz Maske und dem ganzen komischen Corona-Drumherum, noch nie. Das hat er - vermutlich ein Medizinstudent - wirklich gut gemacht. Mein kurzer Ausflug ins Otto-Wagner-Spital ist damit wieder beendet. Und demnächst bekomme ich wohl Post, in der stehen wird, dass ich negativ bin und immer war. Oder?
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