„Nur feindselig“
Trump lässt Corona-Briefing aus, beschimpft Medien
Seit auch er die Coronavirus-Pandemie als eine Gefahr erkannt hat, hält US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus oder im Rosengarten davor eine tägliche Pressekonferenz ab, in der er vorrangig über seine „großartigen“ Erfolge im Kampf gegen Covid-19 informiert - oft gespickt mit falschen Angaben oder verbalen Kleinkriegen mit Vertretern der Medien, von denen er die seriösen als Verbreiter von Fake News oder salopp als „Lamestream Media“ (abgewandelt von Mainstream-Medien) bezeichnet. Am Samstag ließ Trump die schon gewohnte Pressekonferenz ausfallen und ging auf seinem Lieblingskanal gegen die „feindseligen“ Medien vor.
Denn was habe es denn für einen Zweck, Pressekonferenzen im Weißen Haus abzuhalten, wenn die Medien „nichts als feindselige Fragen stellen“ und sich „dann weigern“ würden, „die Wahrheit oder Fakten genau zu berichten“?, schrieb Trump am späten Samstagabend Ortszeit auf Twitter. „Sie haben Rekord-Einschaltquoten und das amerikanische Volk bekommt nichts als Fake News“, beklagte Trump, der auch meinte, dass dies „die Zeit und den Aufwand nicht wert“ sei. Davor hatte er die „Lamestream-Medien“ als „korrupt und krank“ bezeichnet, und in einem weiteren Tweet war er auf das „Wall Street Journal“ losgegangen.
CNN-Journalistin mit Einsatz des Secret Service gedroht
Ob sein jüngster Tweet bedeutet, dass er künftig keine Pressekonferenzen mehr zur Corona-Krise halten möchte, wird sich herausstellen. Am Samstag gab es jedenfalls kein solches Briefing - und bereits am Donnerstag hatte es ein Vorkommnis zwischen dem Weißen Haus und dem von Trump oft attackierten US-Sender CNN gegeben. Laut der CNN-Journalistin Kaitlan Collins sei sie dazu aufgefordert worden, ihren Platz in der ersten Reihe mit einem weniger prominenten Medium in der sechsten bzw. vorletzten Reihe zu tauschen. Als beide Aufgeforderten sich weigerten, weil die Sitzplätze nach bestimmten Kriterien vergeben werden und bereits lange vor den Briefings feststehen, sei ihnen laut „Washington Post“ mit einem Einsatz des Secret Service gedroht worden.
Gefährlicher Desinfektionsmittel-Sager
Auch Trump habe - wie einige Journalisten vermuteten - diese Weigerung nicht gut aufgenommen. Fragen dieser Journalistin hatte er auch zuvor des Öfteren nicht beantwortet, weil sie „ohnehin nicht die Wahrheit schreiben“ würde. Am Freitag ließ der Präsident überhaupt keine Fragen von Journalisten zu und beendete die Pressekonferenz nach nur 22 Minuten. Der Grund dafür dürfte allerdings sein, dass er mit gefährlichen Sagern, mit denen er am Donnerstag Forscher ermuntert hatte, Möglichkeiten zu prüfen, Menschen im Kampf gegen das Virus direkt Desinfektionsmittel zu spritzen, breite Empörung ausgelöst hatte. Da half es auch nichts, dass Trump seine Äußerungen am Freitag als „Sarkasmus“ verstanden haben wollte.
Die bisherigen Briefings hatten zumeist über eine Stunde gedauert, manche sogar länger als zwei Stunden. Die Medienvertreter konnten Trump dabei ausführlich Fragen stellen - die Antworten fielen oft wenig zufriedenstellend aus. Wegen verbaler Attacken auf einige Journalisten, umstrittener, teils falscher Aussagen und viel Eigenlob handelte sich Trump zunehmend Kritik für seine Auftritte ein.
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