Das ehemalige Lager Liebenau war das größte Zwangsarbeiterlager der NS-Zeit in Graz. Der 1940 als Lager für Umsiedler errichtete Komplex war im April 1945 eine Station ungarischer Juden auf den Todesmärschen ins KZ Mauthausen. Mindestens 34 Personen wurden hier erschossen. Die für April geplante offizielle Eröffnung der Gedenktafel wurde coronavirusbedingt auf September verschoben.
„Vor genau 75 Jahren, im April 1945, war das Lager Liebenau eine Zwischenstation auf den Todesmärschen ungarischer Jüdinnen und Juden ins KZ-Mauthausen. Mindestens 34 Menschen wurden hier erschossen. Die Erinnerungstafel mit digitalem Rundgang soll einen wichtigen Beitrag wider das Vergessen des Holocaust vor unserer Haustür leisten“, schilderte Barbara Stelzl-Marx gegenüber der APA. Die offizielle Eröffnung der Erinnerungstafel an diesem „Ort verdichteter Geschichte“, wie ihn die Projektleiterin nennt, hätte im April dieses Jahres erfolgen sollen.
„Aufgrund der derzeitigen Situation waren wir gezwungen, den ursprünglich geplanten Termin zur Enthüllung der Gedenktafel auf Anfang September 2020 zu verschieben. Wir haben uns bewusst für diesen Monat entschieden, da im Jahr 1947 von 8. bis 12. September der Liebenauer Prozess stattfand, bei dem drei Verantwortliche für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden konnten“, hielt Kulturstadtrat Günter Riegler (ÖVP) am Montag per Aussendung fest.
Grazer Wissenschaftlerin arbeitete Geschichte auf
Erst im Zuge der Diskussion über das geplante Murkraftwerk, dessen Staustufe u.a. den Bereich des ehemaligen Lagers tangierten sollte, rückten die Verbrechen, die im Süden von Graz begangen worden waren, wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Stelzl-Marx hat sich vor rund 20 Jahren erstmals mit der Lagergeschichte beschäftigt und 2013 die Ergebnisse unter dem Titel „Das Lager Graz-Liebenau in der NS-Zeit“ im Grazer Leykam-Verlag publiziert.
Die Gedenktafel wird im Bereich des nach der steirische Widerstandskämpferin Maria Cäsar benannten Parks, über den sich das Lager Liebenau erstreckte, errichtet werden. Ein Informationstext wird auf die wichtigsten Eckdaten der Geschichte eingehen. Außerdem gibt es eine App, die Info zum Rundgang zu Punkten des einstigen Areals bereithält, sowie eine Website, die die tiefergehende Beschäftigung ermöglicht.
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