Rund eine Million Tonnen genießbare Lebensmittel landen hierzulande pro Jahr im Müll. Anlässlich des „Tages der Lebensmittelverschwendung“ am 2. Mai weist die Umweltschutzorganisation WWF Österreich auf diese neuen Schätzungen hin. Laut dem mit dem Institut für Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien erstellten Bericht fällt rund die Hälfte davon in Haushalten an, also circa 521.000 Tonnen.
„Wir müssen vermeidbare Abfälle auf allen Ebenen reduzieren. Das entlastet nicht nur die Geldbörse, sondern schont auch Natur und Klima“, sagte Olivia Herzog, WWF-Österreich-Expertin für nachhaltige Ernährung. Neben einem Umdenken in den Haushalten seien Politik und Wirtschaft gefordert. „Die Bundesregierung sollte einen starken Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwendung vorlegen - mit dem Ziel diese bis 2030 zumindest zu halbieren.“
Wir werfen 250 bis 800 Euro weg
Jeder Haushalt werfe pro Jahr im Schnitt 133 Kilogramm an genussfähigen Lebensmitteln weg, das entspreche einem Wert zwischen 250 und 800 Euro. Erstmals seien bei dieser Auflistung auch andere Entsorgungswege als der Restmüll inkludiert, wie Biomüll, Kompost, Kanal und Verfütterung an Tiere, wie Gudrun Obersteiner vom Institut für Abfallwirtschaft an der Universität für Bodenkultur (BOKU) erklärte.
Brot und Gebäck landet am häufigsten im Müll
Besonders oft im Müll landen gemäß dem Bericht noch genussfähiges Brot und Gebäck (28 Prozent) sowie Obst und Gemüse (27). Dahinter folgen Milchprodukte und Eier (12) sowie Fleisch und Fisch (11). Herzog betonte dabei die Auswirkungen auf das Klima: „Tierische Lebensmittel verlangen dem Klima und der Natur aufgrund hoher Treibhausgasemissionen und großem Flächenverbrauch besonders viel ab.“
Rund 16 Prozent der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen würden unnötig ausgestoßen, weil die Lebensmittel nie gegessen werden. Zusätzlich würden Ressourcen wie Wasser und Energie verbraucht und Lebensräume von Tieren und Pflanzen zerstört. Die Reduktion der Lebensmittelabfälle würde daher auch den Flächenverbrauch reduzieren. „Wenn wir die Verschwendung stoppen, könnte umgerechnet eine Fläche von einer Million Hektar zum Naturschutzgebiet erklärt werden“, erläuterte Herzog.
Zeitmangel oftmals Ursache der Verschwendung
Bei den Gründen für die Verschwendung in Haushalten spiele der Faktor Zeitmangel eine entscheidende Rolle. Für jeden zweiten von mehr als 3700 Befragten ist das der Hauptgrund. Dahinter werden Probleme wie der falsche Lagerplatz, fehlende Koch-Ideen und ein zu hoher Aufwand bei der Verarbeitung aufgelistet. Auch zu wenig Wissen trage dazu bei, dass der Müllberg wächst. Hinzu kämen Unsicherheiten bei überschrittenem Mindesthaltbarkeitsdatum, bei Schimmelbefall oder wenn Lebensmittel nicht mehr frisch wirken.
Frische Lebensmittel nur für den Mistkübel
Nicht unerhebliche Verluste gebe es zudem in der gesamten Wertschöpfungskette. In der Landwirtschaft etwa werde Obst und Gemüse, das nicht den Handelsstandards entspricht, unnötig aussortiert. Zudem gehen demnach in der Produktion Nebenprodukte ungenutzt verloren. Im Handel wiederum würden nicht mehr ganz frische Lebensmittel entsorgt. Auch in Kantinen und in der Gastronomie gingen Nahrungsmittel verloren.
„Es braucht ein ambitioniertes Vorgehen der Wirtschaft sowie die Zusammenarbeit aller Beteiligten in der Wertschöpfungskette,“, schloss Herzog daraus, „um den achtsamen Umgang mit Lebensmitteln zu fördern. Den notwendigen Rahmen dafür muss die Politik setzen.“
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