Für Sandro Platzgummer ist in diesen Tagen ein „Kindheitstraum“ in Erfüllung gegangen. Am Samstag erfuhr er, dass er im Rahmen des Pathway-Programms einen Platz im erweiterten Trainingskader eines Klubs der National Football League (NFL) erhält. Am Montag folgte die Information, dass es für ihn zu den New York Giants geht. „Es ist eine Ehre, dort dabei zu sein“, sagte Platzgummer. Nun könnte der 23-jährige Runningback Österreichs erster Nicht-Kicker in der NFL-Geschichte werden.
Der seit 10. März 23-Jährige wird somit in Zukunft bei einem vierfachen Super-Bowl-Champion, zuletzt 2011, trainieren. „Das hört sich auf jeden Fall sehr gut an und wird eine coole Erfahrung“, verlautete der AFBÖ-Teamspieler. Die Giants bezeichnete er als „sehr familiäres und für internationale Spieler offenes“ Team. „Ich habe die Giants auf jeden Fall immer gerne mögen. Ein bestimmtes Lieblingsteam habe ich nicht, mein Lieblingsteam ist das, welches mich am liebsten hat“, schilderte Platzgummer.
“Von dem kann ich sicher viel lernen"
Ein Klub-Verantwortlicher hat dem Tiroler persönlich gratuliert, am Dienstag war noch ein erstes Telefongespräch mit dem erst 38-jährigen Head-Coach Joe Judge angesetzt. „Er ist neu dort, das ist vielleicht auch ein Vorteil, weil die Spieler noch nicht so eingesessen sind, sich auch erst einmal beweisen müssen“, gab Platzgummer Einblick. Besonders freut er sich auch auf ein Kennenlernen mit seinem baldigen Running-Back-Kollegen Saquon Barkley. Der 23-Jährige („ein Wahnsinnsathlet, von dem kann ich sicher viel lernen“) ist für den Tiroler genauso wie Carolina-Panthers-Stütze Christian McCaffrey ein Vorbild.
Wann das Abenteuer für Platzgummer beginnt, ist aufgrund der Coronavirus-Pandemie noch offen. Konkreten Termin für einen Vorbereitungsstart gibt es nicht. „Im Moment weiß ich nichts, ich rechne einmal mit Wochen bis Monaten“, vermutete der Running Back. Stand jetzt soll die NFL-Saison plangemäß im Herbst beginnen. „Es kann aber sein, dass sich das Training davor verkürzt. Das ist natürlich ärgerlich, weil die Vorbereitungszeit im ersten Jahr extrem wichtig ist und es dann umso schwieriger wird, in den aktiven Roster reinzukommen“, ist sich der Ex-Spieler von Austrian-Bowl-Champion Swarco Raiders Tirol bewusst.
91 Mann kämpfen um 53 Plätze
91 Mann kämpfen um die 53 Kaderplätze. „Eine Stärke von mir ist, dass ich mit Druck recht gut umgehen kann, das habe ich bei den Raiders, wo viel von mir erwartet wurde, in den wichtigen Spielen auch unter Beweis gestellt“, erinnerte Platzgummer. Zudem lasse er sich nicht verunsichern und einschüchtern. „Ich mache mein Ding einfach weiter, wie ich es im Trainingscamp in Florida auch gemacht habe, gebe mein Bestes und dann werde ich schon sehen, wo es mich hinbringt.“ Das Rüstzeug sei jedenfalls vorhanden. „Ich sollte alles, was man als Running Back braucht, haben, jetzt muss ich es nur verwenden und bestmöglich in Form kommen“, erläuterte Platzgummer.
Historische Chance
Sollte der Sprung nicht gelingen, wäre das für den Innsbrucker nicht das Ende, könnte er dann doch weiterhin beim Club mittrainieren, allerdings nicht zum Einsatz kommen. Und nächstes Jahr würde es eine neue Chance geben. „Sich ein Jahr einleben und dann mit besseren Chancen starten, weil du schon einmal dabei warst, so könnte es auch funktionieren“, erläuterte Platzgummer. Er könnte Historisches schaffen, hatten doch zuvor mit Toni Fritsch, Toni Linhart und Raimund Wersching nur drei Kicker den Sprung in die NFL geschafft. Platzgummer ist sich dessen bewusst: „Es ist natürlich ein ganz besonderes Gefühl, das macht einen sehr stolz, aber bringt natürlich auch eine gewisse Erwartungshaltung mit sich. Viele Fans fiebern mit, man muss mit dem Hype auch leben.“
„New York ist eine tolle Stadt“
Der Sprung von der Austrian Football League (AFL) in die beste Liga der Welt wird obwohl „Football im Grunde Football ist“ und er sich in „ganz Europa schon einen guten Namen gemacht hat“ klarerweise ein großer sein. „In der NFL gibt es einen anderen Speed, es wird die größte Änderung sein, sich an die Geschwindigkeit zu gewöhnen“, so Platzgummer. Zudem gelte es vor allem neue Spielzüge schnellstmöglich zu erlernen. Da hofft er schon in den nächsten Tagen Informationen zu bekommen, um sich noch in der Heimat bestens auf die Pre-Season vorbereiten zu können. Aus körperlicher Sicht rüstet er sich weiterhin. „Football ist ein sehr athletischer Sport, da kann man von Kraft- bis Lauftraining sehr viel alleine machen“, so Platzgummer.
Alleine wird er vorerst auch in die USA reisen, dort aller Voraussicht nach zuerst im Hotel logieren und sich zu Saisonbeginn eine Wohnung suchen. „New York ist eine tolle Stadt“, sagte Platzgummer voller Vorfreude. Besuche von Freundin und Familie sollen die neue Herausforderung erleichtern. Ruhen muss durch die Karrierechance das Medizinstudium, in dem er sich im achten Semester befindet. „Es ist ein kleiner Einschub eines Kindheitstraumes. Es ist kein Problem, da zu pausieren. Wenn ich mit der Karriere fertig bin, dann geht es weiter“, skizzierte Platzgummer. Einmal als Arzt zu arbeiten, hat er sich fix vorgenommen.
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