Zu viel Bürokratie

Millionen Amerikaner ohne Arbeitslosenhilfe

Ausland
28.04.2020 18:09

In den USA hakt es in der Corona-Krise offenbar massiv bei den Anträgen auf staatliche Unterstützung für Arbeitslose. Bisher gab es 26,5 Millionen Erstanträge, die Zahl der Bedürftigen dürfte aber den echten Bedarf bei Weitem nicht korrekt abbilden. Einer Umfrage zufolge sind viele Amerikaner nicht an die Hilfsgelder herangekommen oder haben sie erst gar nicht beantragt.

Die am Dienstag veröffentlichte Studie des Economic Policy Institutes (EPI) lässt darauf schließen, dass die seit Mitte März beim Staat eingegangenen 26,5 Millionen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe bei Weitem nicht die Zahl der Bedürftigen abbildet. Demnach kommen auf zehn erfolgreiche Antragsteller drei oder vier weitere, die an Bürokratie oder Technikproblemen scheitern. Weitere zwei wagten demnach gar nicht erst den Versuch, staatliche Hilfe zu beantragen. Diese Zahlen summieren sich laut EPI auf 8,9 bis 13,9 Millionen Arbeitslose auf, die um die Unterstützung umfallen.

Ein aufgrund der Corona-Pandemie arbeitslos gewordener ehemaliger Mitarbeiter von Disney World in Florida macht vor seinem Heim darauf aufmerksam, dass die Website zur Arbeitslosmeldung in dem südlichen Bundesstaat derzeit nicht funktioniert. (Bild: AP)
Ein aufgrund der Corona-Pandemie arbeitslos gewordener ehemaliger Mitarbeiter von Disney World in Florida macht vor seinem Heim darauf aufmerksam, dass die Website zur Arbeitslosmeldung in dem südlichen Bundesstaat derzeit nicht funktioniert.

Große Hürden bei Anträgen
Angesichts einer Flut von Gesuchen nach staatlicher Unterstützung sind Webseiten kollabiert und Telefonleitungen überlastet, wie frustrierte Antragsteller berichten. Auch wer erfolgreich war, muss oft länger auf die Auszahlung des Geldes warten. Der Bundesstaat Florida meldete beispielsweise jüngst, die Verwaltung habe bis jetzt erst etwa einem Fünftel der Antragsteller Zahlungen zukommen lassen. Laut der Statistik des US-Arbeitsministeriums erhalten 71 Prozent der Antragsteller ihr Geld, auch wenn die Auszahlungspraxis von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich sei.

(Bild: AP)

Entspannung in zweiter Jahreshälfte?
Die Corona-Pandemie trifft den US-Arbeitsmarkt mit voller Wucht. Binnen weniger Wochen machte die Krise den Stellenaufbau aus dem vorangegangenen Boom-Jahrzehnt zunichte. Notenbankchef Jerome Powell hatte jüngst gewarnt, die USA bewegten sich in „alarmierendem Tempo“ Richtung Massenarbeitslosigkeit. Sobald die Betriebe wieder öffnen könnten, sei für die zweite Jahreshälfte aber schon mit einer raschen Erholung zu rechnen. Die Notenbank, die Vollbeschäftigung sichern soll, entscheidet am Mittwoch über den Leitzins und wird dabei voraussichtlich auch eine Einschätzung zur Entwicklung der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts abgeben.

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