Schon am Sonntag hatten Alpinisten festgestellt, dass das Kreuz, das normalerweise von vier dicken Stahlketten gehalten wird, nicht mehr sicher steht. Peter Suntinger, Obmann des Heiligenbluter Bergführervereins: "Die zwei südlichen Anker sind aus dem Fels gerissen worden, ein Blitzschlag hat den Fels gesprengt." Am Montag rissen die starken Windböen das Kreuz dann vollständig um.
Rettungsaktion über Nacht organisiert
Noch am Montagabend beginnt die einzigartige Rettungsaktion. Bergführer und "Krone"-Alpinexperte Jürgen Kanzian wird mit der Koordination beauftragt. Und schon in der Nacht brechen Bergführer Richtung Glockner auf. Kärntner, Osttiroler und Salzburger Männer arbeiten zusammen. "Die Erfahrensten, die Besten", sagt Kanzian: "Denn die Aktion ist keine Kleinigkeit. Das ist eine haarige Millimeter-Arbeit. Und wir haben keine Zeit. Das Wetter schlägt wieder um."
Ebenfalls noch in der Nacht sagen die Bürgermeister der Ortschaften Kals und Heiligenblut die Übernahme der Kosten zu. Für ein paar Stunden wird ein Lastenhubschrauber der Firma Wucher angefordert - ebenfalls mit Profis an Bord.
Präzisionsarbeit mit Helikopter
Dienstag früh steht dann rund um den Glockner und das umgestürzte Kreuz eine Hundertschaft Top-Alpinisten bereit - die Rettungsaktion kann beginnen. Kurz nach 11 Uhr dreht Hubschrauberpilot Peter Hohenberger die erste Gipfelrunde. Wolkenfetzen fegen dazwischen, geben den Berg im Minutentakt frei - und machen ihn wieder zu.
Die Bodenmannschaft fixiert das Kreuz. Der Heli tänzelt dazu, aber erst im dritten Versuch kann er Flugretter Werner Amon absetzen. Der Salzburger fädelt das Bergetau ein, gibt das Funkkommando zum Anheben; es funktioniert! Mit einem nur neun Meter langen Tau hebt der Pilot das Kreuz Zentimeter für Zentimeter an, richtet es vorsichtig wieder auf. Die Bergführer packen zu, fixieren es mit Seilen. Es ist geschafft! Punkt 13 Uhr der erlösende Funkspruch: "Das Kreuz steht!"
"Blitzmagnet" steht seit 1880 direkt im Fels
Das "Kaiserkreuz" wurde am 2. Oktober 1880 anlässlich der Silbernen Hochzeit Kaiser Franz Josephs I. und Kaiserin "Sisi" aufgestellt. Seinerzeit schleppten Bergführer das Ungetüm zum Gipfel.
Laut Peter Tembler, dem Wirten der Erzherzog-Johann-Hütte, ist das Gipfelkreuz des mit 3.798 Metern höchsten Berges Österreichs eine Besonderheit, weil es kein fixes Podest hat, sondern direkt im Fels steht. "Das macht es natürlich vergleichsweise instabil, ich glaube aber, dass in diesem Fall beim Blitzeinschlag auch ein Podest geborsten wäre." Das Kreuz wird übrigens oft vom Blitz getroffen. "Die Energie wird dann über die Ketten und Anker in den Fels abgeleitet - diesmal hat es ihn aber regelrecht aufgesprengt."
Zuletzt war das Gipfelkreuz Ende Juli 1999 ins Tal gebracht worden, damit es nach einer Restaurierung für das 200-Jahr-Jubiläum der Glockner-Erstbesteigung im darauffolgenden Jahr in neuem Glanz erstrahlen konnte. Für den Rücktransport des samt Verankerung fast 400 Kilo schweren Kreuzes waren damals drei Anläufe nötig, weil wegen Schlechtwetters der Hubschrauber nicht starten konnte.
von Hannes Wallner (Kronen Zeitung) und krone.at
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