Etliche Klubs in Not

Baumeister warnt: „Es muss endlich Klarheit her!“

Fußball National
02.05.2020 06:33

Seit rund vier Monaten schwingt Ernst Baumeister als Sportdirektor das Zepter beim Regionalliga-Ost-Klub Stripfing. Über seinen Umgang mit dem Saisonabbruch, seine Gefühle nach seinem Admira-Aus sowie seine Gedanken zur violetten Krise, plaudert der 63-Jährige im Gespräch mit krone.at. Seine Forderung an Politik und Verband: „Es muss endlich Klarheit her!“

Aller Anfang ist schwer. Es war ein Auftakt der anderen Art für Baumeister, der Ende Dezember als Sportdirektor in Stripfing anheuerte. „Für kurze Zeit konnte ich mir ein Bild von der Mannschaft machen“, schildert er seine ersten Arbeitsschritte. Der Regionalligist lag auf Tabellenrang fünf, als die Coronavirus-Krise dazwischen „grätschte“.

(Bild: GEPA )

Die Folge: Abbruch der Regionalliga! In dieser schwierigen Zeit bringt er Verständnis für die Regierung und den Verband auf. Baumeister betont: „Jeder Tote ist einer zu viel!“ Dennoch: „Man muss schauen, dass man bald eine Lösung für den Amateur- und Nachwuchsfußball findet“, so die Legende und ergänzt: „Diese Bereiche sind der Grundstock für die oberste Liga. Es muss endlich Klarheit her, hier ist schon auch der Verband gefragt!“

Ernst Baumeister (Bild: GEPA)
Ernst Baumeister

„Wenn das länger dauert, werden nicht viele Vereine übrig bleiben“
Denn die Klubs befinden sich in einem Überlebenskampf: „Ich verstehe, dass es in der Bundesliga um viel Geld geht. Doch auch bei uns gehen die Zahlungen für die Erhaltung weiter.“ Vor allem, um Spieler nicht zu verlieren. „Wenn man nur auf die Bundesliga achtet, ist das zu wenig. Die Auswirkungen kommen dann in drei bis vier Jahren zum Tragen“, warnt Baumeister. „Einer sagt, heuer wird im Amateurbereich gar nicht mehr gespielt. Andere sagen, im Herbst kann man wieder anfangen.“ Seine Hoffnung: „Hinsichtlich der Planung wäre es gut, zu wissen, wann es wieder weitergeht.“ Hier schlägt der Ex-Profifußballer begrenzte Zuschauerzahlen in der Regionalliga vor: „Dass zumindest ein paar Einnahmen hineinkommen und die Vereine überleben können. Wenn das länger dauert, werden nicht viele Vereine übrig bleiben.“

(Bild: GEPA)

Deshalb sehnt Baumeister einen engeren Austausch zwischen Politik und Verband herbei. „Vielleicht muss man diesen Herren auch erklären, um was es hier alles geht“, stellt er manch Beschlüsse in Frage. Auf Sport und Kultur wurde seiner Meinung nach ein wenig vergessen: „Diese Bereiche sollte man nicht unterschätzen“, hebt er die Wichtigkeit der Branchen hervor.

(Bild: GEPA )

„Ich bin in Frieden gegangen“
Vor seinem Engagement in Stripfing war Baumeister als Trainer bei der Admira tätig. Seine Freistellung im Oktober 2018 sorgte für viele Schlagzeilen. Einen Groll hegte er dennoch nie: „Ich bin in Frieden gegangen.“ Mit Felix Magath hat nun ein großer Name seine Finger bei den Südstädtern im Spiel. Als Chef und „Taktgeber“ bei Flyeralarm Global Soccer soll er bei den Flyeralarm-Klubs, Admira und Würzburg, als Berater und Entwicklungshelfer für neue Impulse sorgen.

(Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)

Statt Abstiegskampf sollen in Zukunft Europacupauftritte in der BSFZ-Arena zu sehen sein. „Dort waren wir aber schon“, wirft Baumeister ein. „Doch dann ist es bergab gegangen. Das wäre nicht notwendig gewesen, das war das Einzige, das mich damals geärgert hat. Ich habe dem Klub davor gewarnt.“ Vor allem die Abgänge mancher Leistungsträger waren ihm ein Dorn im Auge. „Wir waren auf einem sehr guten Weg!“

(Bild: GEPA)

Zu wenig Qualität im Austria-Kader
Auf einem weniger guten Weg ist derzeit sein „Herzensverein“ die Wiener Austria. Mit seinem Ex-Klub geht er hart ins Gericht. „Für die Ansprüche der Austria ist zu wenig Qualität in der Mannschaft.“ Dass man jedoch zuletzt vermehrt das Augenmerk in Wien-Favoriten auf junge heimische Spieler legte, gefällt Baumeister. Denn: „Wenn ich mir die Legionäre anschaue, fällt mir keiner ein, der wirklich eine Verstärkung ist“, zeigt sich die Vereinsikone unzufrieden mit den Transfertätigkeiten der vergangenen Jahre.

(Bild: GEPA)

Derzeit führen die Violetten das Abstiegsplayoff an, haben aber nach der Punkteteilung nur vier Punkte Vorsprung auf Schlusslicht St. Pölten. Ob das Abstiegsgespenst - sofern es Mitte Mai wieder weitergeht - auch dem Wiener Großklub einen Besuch abstattet? „Man darf nicht glauben, man ist die Austria und es kann nichts passieren“, schlägt Baumeister Alarm. Dennoch glaubt er: „In der Austria steckt noch ein bisschen mehr Qualität, als in den anderen Mannschaften im Abstiegsplayoff.“

Eine Rückkehr in die Bundesliga hat Baumeister keineswegs ad acta gelegt. „Vorstellen kann ich mir alles“, stellt er klar. Mit einem Fingerzeig auf die Coronavirus-Krise betont er jedoch: „Jetzt bin ich einmal in Stripfing - und da habe ich genügend Arbeit!“

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(Bild: KMM)



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