Seit Mitte März sind die Schulen zu. Wie geht es Familien mit Heimunterricht? Drei Mütter berichten über Schichtbetrieb zwischen Engagement und Überforderung. Die Gewerkschaft sieht bis zur Öffnung der Schulen noch viele Fragen ungelöst.
Hausaufgaben einscannen, ausdrucken, hochladen, verschicken. Hoffen, dass der Familienlaptop die immer neuen Programme und Anwendungen nicht verweigert. Und natürlich: Unzählige WhatsApp-Nachrichten lesen, beantworten, befolgen.
So – oder so ähnlich – beginnen viele Schilderungen von Tiroler Eltern. „Die Lehrer sind sehr bemüht. Der Online-Unterricht ist aber für alle Neuland. Mein Großer bekommt die Aufgaben in fünf unterschiedlichen Anwendungen. Das bringt selbst mich als Technikinteressierte an die Grenze“, berichtet Evelyn. Von den anderen Sorgen in der Isolation hat die zweifache Mutter da noch gar nicht angefangen.
Drei Familien haben der „Krone“ ihren Alltag geschildert: Sie sei froh, dass zumindest ihr Mann im Büro arbeite, meint Astrid. Auch sie hat zwei Kinder. „Alle vier daheim arbeiten und lernen - das geht räumlich und nervlich nicht“, gesteht sie. Astrid hält die Stellung: Kinder, Schule, Hausarbeit, eigenes Homeoffice, Versorgung von älteren Verwandten - so schaut ihr Alltag aus. „Manchmal denke ich mir, da waren wir doch in den 1950er Jahren. Das haben wir überwunden geglaubt.“ Die Unterländerin hofft, dass nach der Krise gerechte Arbeitsteilung in der Gesellschaft endlich richtig ausverhandelt wird.
„Wie sollen das denn die anderen schaffen?“
Derzeit ist für Diskussionen keine Zeit. Auch nicht in der Familie von Sabine. Sie und ihr Mann haben Schichtbetrieb vereinbart, um neben dem eigenen Job den Heimunterricht zu stemmen. Viele Tränen hat es schon gegeben. „Die Kinder sind oft überfordert, demotiviert“, berichtet Sabine von zahlreichen Konflikten. Nicht nur den Kindern ist zum Weinen zumute. „Dabei habe ich keine finanziellen Nöte und seit Kurzem Hilfe bei der Kinderbetreuung. Wie sollen das denn jene schaffen, die das nicht haben?“
Kinderbetreuung noch nicht gelöst
Diese Frage beschäftigt auch Tirols Gewerkschafts-Vorsitzenden Philip Wohlgemuth. Auch er kennt zahlreiche Berichte wie diese. Die Schulöffnung komme reichlich spät, sagt der Tiroler ÖGB-Chef. Wohlgemuth fordert mehr Klarheit auch zum Thema Kinderbetreuung: „Die Hilferufe der Eltern dürfen nicht ungehört bleiben. Viele müssen in den kommenden Tagen wieder an ihren Arbeitsplatz zurück. Doch zur Kinderbetreuung sind noch viele Fragen offen.“
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