Bundesweiter Trend

Drogenhandel im Internet blüht derzeit groß auf

Tirol
03.05.2020 09:00
Der Internet-Drogenhandel boomt – in Tirol sowie in ganz Österreich. Diese Entwicklung ist laut Ermittlern nicht nur den Ausgangsbeschränkungen durch die Pandemie geschuldet, sondern seit rund zwei Jahren nehmen Bestellungen von illegalen Substanzen im Darknet zu. Dabei stieg mitunter die Nachfrage nach Heroin.

Es liegt klar auf der Hand: Als die Ausgangssperren im Zuge von Corona ins Leben gerufen wurden, fiel das klassische Dealen mit verbotenen Drogen aller Art auf der Straße so gut wie ins Wasser. Suchtmittelabhängige versuchten daher, andere Märkte zu erschließen.

Katja Tersch, Leiterin des LKA Tirol (Bild: Christof Birbaumer)
Katja Tersch, Leiterin des LKA Tirol

„Dabei ist es auch ganz normal, dass die Personen im Internet bestellen. Dort bekommt man immerhin alles“, schildert Katja Tersch, Leiterin des Landeskriminalamtes Tirol. Die Internet-Drogengeschäfte florieren tirol- und bundesweit – „und zwar rückblickend seit 2018“, fügt sie hinzu. Corona alleine hat den Boom somit nicht ausgelöst

Das bestätigt auch Daniel Lichtenegger, Leiter des Büros zur Bekämpfung der Suchtmittelkriminalität im Bundeskriminalamt (BK). „Beim Internet-Drogenhandel spielen die angenommene Anonymität, das Preis-Leistungs-Verhältnis und die Verfügbarkeit wichtige Rollen. In Österreich bewegt sich der Prozentsatz des Onlinehandels im Vergleich zu den ganzen Suchtmittelanzeigen derzeit bei zehn Prozent“, weiß Lichtenegger.

Daniel Lichtenegger, Leiter des Büros zur Bekämpfung der Suchtmittelkriminalität im Bundeskriminalamt (Bild: BKA)
Daniel Lichtenegger, Leiter des Büros zur Bekämpfung der Suchtmittelkriminalität im Bundeskriminalamt

Aus welchen weltweiten Ländern stammen die verbotenen Substanzen? So viel sei gesagt: Das hängt von der Art der Drogen ab. „Zum Beispiel werden synthetische Suchtgifte wie Amphetamin hauptsächlich von den in den Niederlanden ansässigen Tätergruppierungen produziert und anschließend weltweit verteilt. Hier ist Österreich stark betroffen. Bei Heroin gilt Afghanistan als Hauptproduktionsland. Es gelangt über die Balkanroute, die auch den Iran und die Türkei durchquert, nach Mitteleuropa“, sagt der Ermittler.

 Cannabis: Jährlich bis zu 1000 Plantagen ermittelt
Bei Kokain spiele vor allem die Hochseeschifffahrt, aber auch der Luftweg, eine Rolle, da dieses hauptsächlich in Südamerika (Kolumbien, Peru, Bolivien) produziert wird. Bei Cannabiskraut habe Österreich auch eine Eigenproduktion, jährlich werden bis zu 1000 Plantagen ermittelt.

„In Bezug auf Mexiko gab es 2019 direkte Lieferungen von Methamphetamin via Postsendungen nach Österreich. Sonst wird es oftmals von Tschechien nach Österreich verbracht. Und neue psychoaktive Substanzen wie beispielsweise Räuchermischungen und Badesalze stammen häufig aus dem asiatischen Raum wie China“, erläutert Lichtenegger.

Heroinhandel: Anstieg im Darknet spürbar
Auffallend ist, dass es im Darknet im Gegensatz zum Straßenverkauf einen Anstieg des Heroinhandels gab, der sich aber in Grenzen hielt. Hier spiele die bessere Qualität im Gegensatz zur Straße eine bedeutende Rolle, wie der Ermittler erklärt.

Die illegale Ware muss unabhängig von den virtuellen Bestell- und Bezahlvorgängen stets an den Abnehmer verbracht werden – das kann nur im realen Leben geschehen. Dabei wird vielfach der Postweg verwendet – auch in Tirol.

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