Erinnern Sie sich noch an den Computervirus „ILOVEYOU“, der im Jahr 2000 für eine der ersten weltweiten Computervirus-Epidemien sorgte? Der als Liebesbrief getarnte Schädling sorgte global für Schlagzeilen, infizierte binnen weniger Tage 50 Millionen Rechner und richtete Milliardenschäden an. Jetzt hat der Schöpfer des Schädlings nach 20 Jahren sein Schweigen gebrochen und Reue gezeigt.
„ILOVEYOU“ besetzt im Ranking der gefährlichsten Computerviren auch heute noch einen der oberen Plätze. Nach der großen Epidemie im Jahr 2000 wurden philippinische Informatikstudenten als mögliche Urheber ausgeforscht, belangen konnte man sie aber nicht. Zu dieser Zeit gab es auf den Philippinen schlicht noch kein Gesetz gegen Virenprogrammiererei.
20 Jahre später bricht nun der mutmaßliche Schöpfer von „ILOVEYOU“ sein Schweigen. Onel de Guzman aus der philippinischen Hauptstadt Manila hat in einem Interview mit BBC-Reporter Geoff White für das kommende Cyber-Security-Buch „Crime Dot Com“ zugegeben, dass er „ILOVEYOU“ erschaffen hat - und der Schädling schnell außer Kontrolle geriet.
Ich hätte nicht gedacht, dass es sich nach Europa und in die USA ausbreitet. Das hat mich überrascht.
Onel de Guzman
„Das hat mich überrascht“
„Ich hätte nicht gedacht, dass es sich nach Europa und in die USA ausbreitet. Das hat mich überrascht“, sagt er im Interview. Heute bereue er, was er da angerichtet habe, erzählt Guzman, dessen Schadcode sich damals als E-Mail-Anhang mit dem vielversprechenden Titel „LOVE-LETTER-FOR-YOU“ weltweit an alle Outlook-Kontakte der Opfer verbreitete.
Virenprogrammierer in Einkaufszentrum aufgespürt
Das Aufspüren des Virenprogrammierers gestaltete sich nicht einfach. White suchte zunächst in den USA und Europa nach dem Informatiker, wohin er sich Gerüchten zufolge abgesetzt haben sollte. Fündig wurde er aber nach Recherchen in philippinischen Untergrund-Foren in der Hauptstadt Manila, wo Guzman in einen Handyshop in einem Einkaufszentrum arbeitet. Stundenlang ging White durch das Einkaufszentrum, fragte nach Guzman - und wurde schließlich nach langer Suche fündig.
Guzman bestätigte, dass er im Jahr 2000 an Computerviren gearbeitet und einen früheren Schädling zu „ILOVEYOU“ weiter entwickelt habe. Damit wollte er Internet-Zugangsdaten - damals ein teures und begehrtes Gut - aus der näheren Umgebung ausspähen und schickte den Schädling zunächst nur an Opfer auf den Philippinen. Er habe schlicht kein Geld für einen eigenen Internetzugang gehabt, begründet der heute 44-Jährige seine Tat.
Mir ist klar geworden, dass viele Menschen einen Freund brauchen. Sie wollen einander, sie verlieben sich, also habe ich es so genannt.
Onel de Guzman
Später veränderte Guzman den Code, so dass sich der Schädling automatisch an alle Outlook-Kontakte verbreitete. Den Namen „ILOVEYOU“ wählte er, weil er davon ausging, dass so eine Botschaft schnell geöffnet werden dürfte. Guzman: „Mir ist klar geworden, dass viele Menschen einen Freund brauchen. Sie wollen einander, sie verlieben sich, also habe ich es so genannt.“
Virus verbreitete sich über Nacht in alle Welt
Sein erstes ausländisches Opfer sei eine Person aus Singapur gewesen. Guzman schickte ihr den Schädling, schaltete den Computer aus und ging mit einem Freund etwas Trinken. Tags darauf wurde ihm klar, dass er globales Chaos angerichtet hatte, als ihm seine Mutter erzählte, die Polizei suche einen Hacker in Manila. Die Mutter deckte ihren Sohn, versteckte zur Sicherheit seinen PC. Zu Ermittlungen kam es jedoch nie.
Heute bereut Guzman die Folgen seines Handelns - auch, weil er nun in der Cybercrime-Szene berühmt sei. „Manchmal sehe ich mein Foto im Internet und meine Freunde sagen: ‚Hey, das bist ja du!‘ Dabei will ich das überhaupt nicht, ich bin eine schüchterne Person.“
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