Bilder von Menschenschlangen vor Möbelhäusern und Dependancen von Elektroketten haben am Wochenende für Aufsehen gesorgt. Die am Samstag erfolgte Öffnung von Einkaufszentren und Geschäften nach knapp sieben Wochen „Corona-Pause“ sorgte für Aufatmen bei den Kaufwütigen und Kopfschütteln bei Skeptikern. Österreichs Ärztekammer warnte etwa angesichts der Bilder und appellierte an die Vernunft.
„Wir alle haben in den letzten Wochen viel erreicht und stehen international hervorragend da. Wir dürfen uns durch Unachtsamkeit und mangelnder Disziplin diesen Etappenerfolg jedoch nicht zunichtemachen“, betonte Präsident Thomas Szekeres am Sonntag. Es gelte, die Maßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus - wie das Tragen von Mund-Nasenschutz in geschlossenen Räumen, Händewaschen und den Ein-Meter-Abstand zu anderen Menschen - weiter einzuhalten.
Video: Polizeikontrollen am Samstag vor der SCS
Anschober: „Stehen am Beginn der entscheidenden, zweiten Phase“
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) mahnte ebenso Vorsicht und Eigenverantwortung ein. „Wir stehen nun am Beginn der entscheidenden, zweiten Phase und haben in den vergangenen Tagen den zweiten Öffnungsschritt in dieser zweiten Phase gestartet. Dieser ist mit einigen Ausnahmen, mit denen wir in den kommenden Tagen das Gespräch suchen werden, vielfach gut gelungen“, sagte Anschober in einer Pressemitteilung.
Auflagen müssten genau eingehalten werden. Tagtäglich sollen die Zahlen nun evaluiert und die Entwicklung ganz genau beobachtet werden. „Nur so können Öffnungen, etwa im Gastgewerbe, im Tourismus oder von Freizeiteinrichtungen, wie derzeit geplant, dann auch entsprechend der derzeitigen zeitlichen Planung umgesetzt werden“, so Anschober.
Schulen für Mauturanten ab Montag wieder geöffnet
Nach der Öffnung in Teilen des Breitensports durften die Österreicher seit dem Feiertag etwa wieder auf Tennis- oder Golfplätze. Am Samstag öffneten dann Einkaufszentren und große Geschäfte. Am Montag dürfen dann jene Schüler wieder in die Klassen, die sich für die Matura und die Lehrabschluss-Prüfungen vorbereiten.
Lokale öffnen Mitte Mai: Bevölkerung skeptisch
Lokale und Restaurants sind dann mit der Öffnung Mitte Mai an der Reihe. Die Bevölkerung ist skeptisch: Laut einer Umfrage des Nachrichtenmagazins „profil“ fühlen sich 57 Prozent von einem Besuch ob der dafür notwendigen Maßnahmen eher abgeschreckt. 29 Prozent führten an, sie würden sich einen Lokal- oder Restaurantbesuch zwei Mal überlegen. 28 Prozent meinten, bis auf Weiteres keinerlei Besuche geplant zu haben. 34 Prozent der Befragten wollen bald wieder ein Restaurant oder Lokal besuchen.
Ansteckungsrate niedrig - aber Wien macht Sorgen
Die Zahl der Neuinfektionen in Österreich blieb über das Wochenende konstant. In 34 Bezirken in Österreich hat es in den vergangenen sechs Tagen keinen Zuwachs gegeben. Die Zahl der „aktiv“ Erkrankten liegt in Österreich laut Angaben des Innenministeriums (Stand 9:30 Uhr) bei derzeit 1771. Im Krankenhaus lagen 422 Menschen, 114 davon auf den Intensivstationen. 598 Todesfälle mit und an Covid-19 galten Sonntag in Österreich als bestätigt. Die prozentmäßig größten Zuwächse an Neuinfizierten gab es in Wien.
Schon Ende April hatte sich die Bundeshauptstadt laut Angaben der Agentur für Gesundheit und Ernährung (AGES) der Reproduktionsrate von 1 angenähert. Ein Infizierter steckt damit laut Statistik eine weitere Person an. Dieser Faktor scheint angesichts der leichten, aber steten Zuwächse nun übertroffen.
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