„Nirgends untersucht“

Heimreise aus Afrika wurde zu wochenlanger Odyssee

Kärnten
04.05.2020 05:55

Eine richtig turbulente Corona-Zeit hat der Klagenfurter Harry Binder jetzt hinter sich. Aus der Wildnis von Südafrika ging es über Wochen heimwärts - inklusive Polizeikonvoi.

Wie jedes Jahr verbringt Harry Binder den Winter im Süden. Diesmal war Südafrika dran. „Ich war bei Klagenfurter Freunden, die dorthin ausgewandert sind. Sie betreiben dort ihre Farmen“, erzählt der 69-Jährige, der auch in mehreren Nationalparks allein mit Zelt unterwegs war.

Seit Jahren verbringt Harry Binder die Winterzeit auf der südlichen Halbkugel. (Bild: Harry Binder)
Seit Jahren verbringt Harry Binder die Winterzeit auf der südlichen Halbkugel.
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Während der Tour hatte ich kaum Kontakt mit der Außenwelt und fast nie Zugang zum Internet. Daher ahnte ich nicht, dass sich in der Welt etwas verändert.

Harry Binder

Es kam, wie es kommen musste: Aus der geplanten Rückreise Ende März wurde nichts. Trotzdem düste Binder die 500 Kilometer zum Flughafen nach Johannesburg, denn der Vertrag des Leihwagens lief aus. „In der Zwischenzeit kam ich bei weiteren Bekannten unter.“

In der Wildnis von Südafrika entstanden viele beeindruckende Schnappschüsse. (Bild: Harry Binder)
In der Wildnis von Südafrika entstanden viele beeindruckende Schnappschüsse.

Mit Polizeischutz zum Flughafen
Nach wochenlanger Wartezeit dann die erlösende Nachricht: Heimflug am 11. April. „Wir mussten uns in aller Früh bei einem Sammelpunkt einfinden. Dort wurden alle auf 13 Busse aufgeteilt. Dann fuhr der Konvoi mit Polizeischutz zum Flughafen“, so Binder. Plötzlich wieder ein Schock: „Am Flughafen wurde festgestellt, dass mein Visum abgelaufen war. Ich wurde zur unerwünschten Person erklärt - für die nächsten fünf Jahre.“

Sei’s drum. Der Flieger hob ab. Nächster Stop: die Insel La Reunion. „Dort gab es strömenden Monsun, wir mussten drei Stunden im Flugzeug bleiben.“ Danach weiter nach Amsterdam. „Der Flughafen war wie leer gefegt, erst nach vier Stunden öffnete ein Minimarket, sodass wir endlich etwas zu essen bekamen.“

Ungewohnt leer präsentierte sich der Airport von Amsterdam. (Bild: Harry Binder)
Ungewohnt leer präsentierte sich der Airport von Amsterdam.

Das Abenteuer ging weiter: die Zugreise nach Kärnten. Dazu musste er fünfmal umsteigen - „nicht witzig mit 35 Kilo Gepäck“ - und erlebte dabei auch noch eine Zugräumung durch Polizei und Bundesheer.

„Es gab nicht einmal eine Temperaturmessung“
Nach 50 Stunden schließlich die Ankunft in Klagenfurt. Seither befindet sich Binder in Heimquarantäne. „Zu bemerken wäre noch, dass ich nirgends untersucht wurde, es gab nicht einmal eine Temperaturmessung.“ So oder so: eine Reise, die er wohl nicht so schnell vergisst ...

Porträt von Christian Rosenzopf
Christian Rosenzopf
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