Nur noch 0,15 Prozent

Zweite Corona-Studie: Dunkelziffer sank deutlich

Politik
04.05.2020 10:58

Wie viele Menschen sind in Österreich tatsächlich mit dem Coronavirus infiziert? Dieser Frage hat sich eine weitere Dunkelzifferstudie gewidmet. Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hat am Montag gemeinsam mit der Virologin Elisabeth Puchhammer und Matea Paskvan von der Statistik Austria die Ergebnisse präsentiert - und diese geben durchaus Anlass zu einem positiven Resümee.

Höchstens noch rund 11.000 Corona-Infizierte zusätzlich zu den Erkrankten in Spitälern gab es Ende April in Österreich, so das Ergebnis der zweiten repräsentativen Stichprobenuntersuchung. Die erste derartige Studie hatte für Anfang April noch eine maximale Dunkelziffer von rund 60.000 Infizierten in der Bevölkerung über 16 Jahren ausgewiesen.

Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) (Bild: APA/HERBERT PFARRHOFER)
Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP)

1432 Schnelltests - nur eine Person positiv
Nach der ersten repräsentativen Stichprobenuntersuchung auf eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 durch das Sozialforschungsinstitut SORA von Anfang April lief die zweite Studie zur Abschätzung der Dunkelziffer der Infizierten zwischen 21. und 24. April. Die Statistik Austria hat dazu eine repräsentative Stichprobe von 2800 Personen ab 16 Jahren ausgewählt und die Untersuchung in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz sowie der Medizinischen Universität Wien durchgeführt.

Die nunmehrige Schätzung für Gesamt-Österreich beruht auf den PCR-Testergebnissen von 1432 Personen. Davon war ein Testergebnis positiv. Studienleiterin Matea Paskvan betonte, dass die positiv getestete Person es bei der Befragung als „nicht wahrscheinlich“ angab, infiziert zu sein: „Die Person hat auch keine Symptome angegeben, lediglich eine verstopfte Nase.“

Studienleiterin Matea Paskvan (Statistik Austria) (Bild: APA/HERBERT PFARRHOFER)
Studienleiterin Matea Paskvan (Statistik Austria)

Diesmal nur Testpersonen ab 16 Jahren
Der ersten Dunkelziffer-Studie zufolge waren Anfang April in Österreich zwischen 10.200 und 67.400 Personen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert. Der wahrscheinlichste Wert lag bei 28.500 Infizierten, was 0,33 Prozent der Bevölkerung entspricht. Nun liegt der höchste Wert bei 10.823 Infizierten, was lediglich rund 0,15 Prozent der Gesamtbevölkerung ab 16 Jahren ausmacht.

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Wir sehen einen deutlichen Rückgang, und das beruhigt.

Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP)

Waren in der ersten Studie noch Kinder mit dabei, wurden in der zweiten nur Über-16-Jährige getestet. Rechnet man die Werte der ersten Studie auf in Privathaushalten wohnhafte Personen ab 16 Jahren um, lag der Höchstwert in der ersten Studie bei 60.287 Infizierten. „Wir sehen einen deutlichen Rückgang, und das beruhigt“, sagte Faßmann zu den Ergebnissen.

Personen in Hotspots getestet
Zusätzlich zur zweiten repräsentativen österreichweiten Stichprobenuntersuchung hat das Wissenschaftsministerium eine „experimentelle Validierungsstudie“ für Antikörpertests beauftragt - mit dem Ziel, 540 Personen aus Risikogebieten mit bisher hohem Anteil an positiven Corona-Tests zu untersuchen.

Kontrollen der Polizei am Ortsende von St. Anton am Arlberg (Bild: APA/EXPA/ERICH SPIESS)
Kontrollen der Polizei am Ortsende von St. Anton am Arlberg

In den 27 ausgewählten Gemeinden hatten im Schnitt 4,71 Prozent Antikörper. Das heißt, dass rund 1900 der insgesamt 40.000 Einwohner in diesen Risikogemeinden in den vergangenen Wochen eine Coronavirus-Infektion durchgemacht haben (von 269 Personen wurden Proben entnommen) - in etwa jede 20. Person.

Herdenimmunität ist eine „Illusion“
Faßmann betonte, dies zeige deutlich, dass man sich bei der Eindämmung der Pandemie nicht auf die viel zitierte Herdenimmunität verlassen dürfe: „Dass sich das Virus durch eine Ausbildung von Antikörpern stoppen lässt, ist eine Illusion.“

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Wir wissen nicht, wie lange die Antikörper halten. Die ersten zehn Prozent, die am Anfang Antikörper hatten, verlieren sie schon wieder.

Virologin Elisabeth Puchhammer

Virologin Elisabeth Puchhammer sagte, von einer Herdenimmunität sei man in Österreich weit entfernt: „Wir wissen nicht, wie lange die Antikörper halten. Die ersten zehn Prozent, die am Anfang Antikörper hatten, verlieren sie schon wieder.“ Das Virus werde nicht mehr verschwinden, so Puchhammer: „Es wird sich in die Reihe der Viren einfügen, die wir schon kennen und mit denen wir leben.“ 

Dritte Untersuchung im Mai
Der Minister kündigte zudem eine dritte Untersuchung der Statistik Austria und der Medizinischen Universität Wien in der zweiten Mai-Hälfte an. Dazu sollen 3500 Personen eingeladen werden, so Studienleiterin Paskvan: „Wir gehen daher auch von einer höheren Anzahl an Proben als.“ Neben diesen direkten Testungen sollen weitere Forschungsprojekte wie die Abwasser-Studie ausgebaut und unterstützt werden.

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