Der Telekomanbieter Magenta, der vor der UPC-Übernahme T-Mobile hieß, hat am Montag bei einer Online-Pressekonferenz neue Produkte vorgestellt, darunter ein eigenes Home-Office-Paket. Zum einjährigen Jubiläum der Marke „Magenta“ wurden auch die Hochgeschwindigkeits-Internet-Tarife preislich drastisch verbilligt, künftig gibt es einen Gigabit-Tarif statt bisher 200 ab 90 Euro.
CEO Andreas Bierwirth berichtete auch über die Erfahrungen in der Coronakrise: Es habe 100 Prozent mehr Telefonanrufe und nun durchschnittlich 40 Prozent mehr Datennutzung gegeben. „Wenn man überhaupt von Engpässen sprechen könnte, wäre es fast im Bereich der Telefonie gekommen, niemals im Bereich der Datennutzung“, erklärte Bierwirth.
Zusätzlich drängte sich in der Krise nahezu ein neues Produkt auf. Magenta sei von fast allen B2B-Kunden kontaktiert worden, wie man rasch die Mitarbeiter Home-Office-fähig machen könne. „Wir glauben, dass das Thema Home-Office etwas ist, was bleiben wird. Home-Office hat uns verändert“, so Bierwirth. Arbeitszeitflexibilisierung sei da ebenso ein Thema wie die Möglichkeit für manche Unternehmen, mit weniger Büroflächen auszukommen.
„Sehr einfaches“ Home-Office-Produkt
Mit einem „sehr einfachen Produkt“ geht Magenta schon am 5. Mai auf den Markt. „Ein Laptop von HP mit Windows 10 pro, Office 365, dazu ein schnelles mobiles Internet, einen Router, einen Hotspot für 69,99/Monat mit Beratungsleistung bei der Einrichtung“, stellte Bierwirth vor. Man habe in der Krise sehr viele Notlösungen oder „Feuerlöschinstrumente“ wie Router verkauft. Die Kunden seien von der Infrastruktur her bei Weitem nicht am Ende, Magenta will eine Lösung bieten, „wie kann man nachhaltig aus dem Notfallmodus rauskommen“. Magenta rechnet für das Produkt mit „einigen Zehntausend Kunden“.
Home Office könnte auch deshalb noch interessanter werden, weil Bierwirth Einsparungen bei Geschäftsreisen und vermehrte Nutzung durch Videokonferenzen (Stichwort: Klimaschutz) erwartet.
Krise lässt Roaming-Einnahmen wegbrechen
Magenta selbst spürt die Auswirkungen der Krise unter anderem auch beim Roaming. Gerade im Tourismusland Österreich und der sehr exportorientierten österreichischen Wirtschaft. Derzeit würden Verluste im Roaming-Bereich im „unteren zweistelligen Millionenbereich“ erwartet. „Es hängt davon ab, wann sich die Reisen wieder öffnen.“ Bei einer positiven Erwartungshaltung, so rechnet Bierwirth vor, würde man bei 25 Prozent Reistätigkeit im dritten und einer 50-prozentigen im vierten Quartal zwischen zehn und 20 Millionen Euro im Roaming-Bereich weniger lukrieren.
Jeder vierte Mitarbeiter ist in Kurzarbeit
Magenta hat bis Ende Juni ca. 25 Prozent seiner Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. „Wir gehen fest davon aus, dass alle Mitarbeiter von Magenta ab 1. Juli wieder zu 100 Prozent für das Unternehmen tätig sind.“ Derzeit kehrt man schrittweise und in Form von Teams im Falle von Ansteckungen ins Büro zurück.
Mit Maßnahmen wie unter anderem keine Reisekosten bis Jahresende, einem Einstellungsstopp, externe Projekte auf intern verlagern, habe man inklusive der Kurzarbeit etwas über zehn Millionen Euro an Kosteneinsparungen erwirkt. Hinzu kommen andere Effekte, wie etwa ausbleibende Kommissionszahlungen an Händler.
5G-Ausbau soll ungehindert weitergehen
Durch dieses „Gürtel enger schnallen“, könne man das „Investitionsprogramm in Österreich mit Vollgas weiter fortsetzen“. Konkret sind das für heuer 250 Millionen Euro, die in den Aufbau des 5G-Netzes und auch die Festnetzverbreiterung gehen sollen.
Bierwirth glaubt an einen „Digitalisierungsschub an allen Ecken und Enden“ als Auswirkung der Coronakrise. „Es gab viele KMUs, die versucht haben, ihr Geschäftsmodell zu digitalisieren. Das Thema Digitalisierung hat bei all denen, die noch tätig gewesen sind, dazu geführt, dass sie überhaupt noch tätig sein können.“ Und der Magenta-CEO glaubt auch, dass die „Gewinner diejenigen sein werden, die die Kraft hatten das zu tun, und nicht nur darauf warten, dass die alte Zeit wiederkommen wird.“
Flächendeckendes 5G laut Magenta 2022
Für Magenta steht der 5G-Ausbau im Vordergrund. Ein hoher zweistelliger Prozentbereich Ende 2020 soll es werden. „Ende 2021, Ende Mitte 2022 werden wir in die Flächendeckung reinkommen“, glaubt Bierwirth. Zudem habe man sich auch technisch gesehen wegen der Krise flexibilisiert, baut nun auf eine Multi-Vendor-Strategie, auch in der Antennentechnik, „um im Zweifel mit mehreren Vendoren auszugleichen“. Der Anstieg der Videotelefonie habe gezeigt, dass man 5G unlimitiert anbieten müsse.
Neue Internettarife und neue TV-Box
Nach einem Jahr Magenta will man schon ab Dienstag stark verbilligte Internet-Tarife anzubieten, besonders im High-Performance-Bereich. „Nach einem Jahr wollen wir die Ein-Gigabit-Bandbreite auch wirklich leistbar machen.“ Die Bandbreiten wären nun stark genug, dass man beim Ein-Gigabit-Produkt von bisher 200 Euro pro Monat auf 100 bzw. 90 bei Magenta-eins-Kunden zurückgehen könne. „Auch in den anderen Festnetztarifen wird es deutlich mehr Speed zum gleichen Preis geben“, verspricht Biertwirth. Eine neue TV-Box mit 4-K-Unerstützung, Sprachsteuerung, Nutzerprofilen und Mehrfach-Aufnahmen wird ebenso angeboten. „Internet und Fernsehen findet bei uns, das grenzt uns deutlich vom Mitbewerber ab, in separaten Leitungen statt.“
Die mehrstündigen Netzausfälle Ende April seien auf ein technisches Problem in der „Aorta“ bei Liberty global zurückzuführen. Nach dem Aufbau neuer Redundanzen sei dies nicht mehr zu erwarten.
Im Übrigen berichtete Bierwirth, dass das Angebot von Netflix, YouTube und Co., die ihre Kapazitäten für Gesamteuropa drosseln, für manche europäische Nachbarländer durchaus wichtig gewesen sei. Bei einer Simulation für Magenta Österreich, erklärte Bierwirth, hätten die Kapazitäten auch ohne Drosselung der Streaming-Riesen für den heimische Markt ausgereicht.
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