Nach der Einbringung einer Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft Innsbruck, weil die Tiroler Behörden die Sperren von Hotels und Pisten hinausgezögert hätten, haben sich bisher 5380 Tirol-Urlauber beim Verbraucherschutzverein (VSV) gemeldet. Der Staatsanwaltschaft Innsbruck liegt nun der Zwischenbericht der Polizei vor: Er umfasst 1000 Seiten. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) versprach Aufklärung durch eine Expertenkommission.
Von den 5380 Urlaubern, die sich an den VSV gewandt haben, kommen 65 Prozent aus Deutschland, teilte VSV-Obmann Peter Kolba am Dienstag mit. Aber auch aus nahezu jedem anderen europäischen Land sowie den USA, Israel, Russland, Singapur oder Hongkong würden Meldungen einlangen, berichtete Kolba: „75 Prozent geben an, in Ischgl auf Urlaub gewesen zu sein. 73 Prozent wurden bei der Heimkehr positiv auf Corona getestet.“
25 Urlauber verstorben
Die Masse sei danach in Heimquarantäne gekommen. „Aber 2,5 Prozent kamen ins Krankenhaus oder sogar auf die Intensivstation. Inzwischen sind auch 25 Tote zu beklagen“, erklärte der VSV-Obmann, der es als „ungeheuerlich“ bezeichnete, dass das Land Tirol und die Bundesregierung angesichts dieser Fakten jede Verantwortung ablehnen würden. „Wir werden alles tun, um diesen Fall von Verantwortungslosigkeit aufzuklären“, so Kolba.
Zwischenbericht mit 1000 Seiten
Der VSV hatte Ende März gegen Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), Landesräte, Bürgermeister und Seilbahngesellschaften eine Anzeige eingebracht. Bis dato wurde noch kein Ermittlungsverfahren eingeleitet, sondern die Polizei beauftragt, Bericht darüber zu erstatten. Dieser Zwischenbericht liegt der Staatsanwaltschaft Innsbruck nun vor: Er umfasse 1000 Seiten und sei „sehr detailliert und umfangreich“, sagte Sprecher Hansjörg Mayr.
321 Opfer angeschlossen
In dieser Woche werde es jedenfalls ob des Umfangs keine Entscheidung mehr über die allfällige Einleitung eines offiziellen Ermittlungsverfahrens geben, so Mayr. Allenfalls könne die Polizei vorher noch mit weiteren Erhebungen beauftragt werden. Indes schlossen sich laut dem Sprecher mit Stand Dienstagvormittag 321 Personen, die sich in Tiroler Skiorten mit dem Coronavirus angesteckt hatten, als Opfer dem Verfahren an.
Platter verweist auf Kommission
Nachdem das Nachrichtenmagazin „profil“ am Montag berichtet hatte, dass in den Ischgler Hotels, in denen die mit dem Coronavirus infizierten Isländer genächtigt hatten, kaum getestet wurde, hat Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hinsichtlich der Aufklärung auf eine Expertenkommission verwiesen. Diese solle auch beleuchten, ob es Unterschiede in der Handlungsweise zwischen den jeweiligen Bezirkshauptmannschaften gegeben habe. Die Landtagsparteien wollen die Zusammensetzung der Kommission bis Donnerstag finalisieren, damit die Arbeit noch vor dem Sommer aufgenommen werden kann.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.