„Feindseligkeiten“

Nach Rausschmiss klagt Arzt gegen Trump-Regierung

Ausland
06.05.2020 02:54

Der abgesetzte Direktor des US-Ministeriums für Gesundheitspflege und Soziale Dienste (HHS), Rick Bright, hat eine Beschwerde gegen die Regierung von Präsident Donald Trump eingereicht. Bright wirft der US-Regierung vor, dass seine Warnungen vor dem Coronavirus im Jänner nicht ernst genommen worden seien. Zudem sei er Feindseligkeiten des Gesundheitsministers Alex Azar, der versucht habe, die Pandemie herunterzuspielen, sowie anderen hochrangigen Mitarbeitern der Behörde ausgesetzt gewesen. Schlaflose Nächte bereitet Trump allerdings weniger dies, sondern die Zahl der Corona-Toten in seinem Land, wie der Präsident sagte.

„Dr. Bright handelte mit Dringlichkeit, um mit dieser Pandemie umzugehen, stieß aber auf Widerstand von der HHS-Führung, einschließlich Azar, der darauf bedacht zu sein schien, diese katastrophale Bedrohung herunterzuspielen“, heißt es in der Klage, die Brights Anwälte einreichten, am Dienstag. Die Rechtsvertreter argumentierten, dass Brights darauffolgende Abberufung als Direktor der Biomedical Advanced Research and Development Authority, einer Abteilung der HHS, gegen ein Bundesgesetz zum Schutz von Informanten - sogenannten Whistleblowern - der Regierung verstoße.

Rick Bright (Bild: AP)
Rick Bright

Wird vor Gremium aussagen
In seiner Beschwerde sagt Bright, dass bereits vor der Corona-Krise Spannungen mit der HHS-Führung bestanden hätten. Seit 2017 habe er gegen „Vetternwirtschaft und Vergabe von Aufträgen an Unternehmen mit politischen Verbindungen zur Regierung“ protestiert, heißt es in der Klage. Bright, ein Experte für Impfstoffe und Therapeutika, wurde 2016 vor Trumps Amtsantritt als Präsident in den Posten berufen. Er werde am 14. Mai vor einem Gremium des US-Repräsentantenhauses aussagen, sagte eine Sprecherin von Bright am Dienstag auf Twitter. Bright fordere seine Wiedereinstellung und eine vollständige Untersuchung.

Trump hat wegen vieler Toter schlaflose Nächte
Trump, der am Dienstag zum ersten Mal seit Langem das Weiße Haus verließ, um unter anderem im US-Bundesstaat Arizona ohne Schutzmaske eine Fabrik zu besichtigen, in der Atemschutzmasken hergestellt werden, sprach den Angehörigen von Corona-Opfern sein Mitgefühl aus. Auf die Frage, was er betroffenen Familien mitteilen wolle, sagte Trump dem Sender ABC: „Ich will sagen, ich liebe euch. Ich will sagen, dass wir alles tun, was wir können.“ Angesichts von mehr als 70.000 Toten in den USA durch das Virus sagte er: „Ich schlafe nachts nicht, weil ich darüber nachdenke.“ Es gäbe niemanden, der es schwerer nehme als er.

Trumps Vize Mike Pence hatte vergangene Woche Kritik auf sich gezogen, weil er bei einem Klinikbesuch auf eine Atemschutzmaske verzichtet hatte - er bedauerte das danach. Die Gesundheitsbehörde CDC empfiehlt, dass auch Menschen ohne Symptome in der Öffentlichkeit Masken tragen sollten.

Regierung prüft Auflösung der Corona-Arbeitsgruppe
Die US-Regierung prüft nach Angaben von Vizepräsident Pence die Auflösung der ranghoch besetzten Coronavirus-Arbeitsgruppe im Weißen Haus. Dies könne Ende Mai oder Anfang Juni geschehen und sei ein Zeichen des „enormen Fortschritts“ im Kampf gegen das Coronavirus, sagte Pence am Dienstag. Wenn die von ihm geleitete Gruppe aufgelöst werde, würden die beteiligten Behörden, darunter der Katastrophenschutz (Fema), die Federführung übernehmen, sagte Pence. Zweck der Corona-Task-Force war es unter anderem, die nötigen Behörden der Regierung zu mobilisieren und deren Handeln zu koordinieren.

US-Präsident Donald Trump (Bild: Associated Press)
US-Präsident Donald Trump

Zahl der Toten in den USA könnte auf 130.000 steigen
Trotz der von Pence und Trump reklamierten Erfolge im Kampf gegen den Erreger scheint die Coronavirus-Pandemie in den USA längst nicht unter Kontrolle zu sein. Bisher sind in den USA den Forschern der Universität Johns Hopkins zufolge rund 1,2 Millionen Ansteckungen nachgewiesen worden, rund 70.000 Menschen kamen ums Leben. Einem einflussreichen Modell zufolge, das auch bereits mehrfach von der Regierung herangezogen worden war, könnte die Zahl der Toten bis zum Hochsommer noch auch mehr als 130.000 ansteigen.

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