In Krisenzeiten feiern Verschwörungstheoretiker ihre Hochsaison. Denn: Sie geben auf komplexe Fragen einfache Antworten. Das macht sie so gefährlich. Wer aber jene, die kritisch hinterfragen, pauschal in denselben Topf wirft, macht es sich zu leicht. Eine Portion gesunde Skepsis macht noch keinen Verschwörungstheoretiker.
Es gibt schon abstruse Corona-Erklärungen. Eine davon ist jene rund um Microsoft-Gründer Bill Gates. Ihm wird nachgesagt, dass er mit seiner Stiftung die Entwicklung des Virus finanziert haben soll, um unter diesem Deckmantel den Bürgern Mikrochips einpflanzen zu können. Sein Ziel: Kontrolle über die Menschheit - wie sollte es denn auch anders sein?
Den Gipfel des Kopfschüttelns bildet aber die 5G-Theorie. Laut der soll Covid-19 nämlich gar keine Viruserkrankung, sondern die Folge von Handystrahlen sein. Wie gefährlich solch krude Geschichten sein können, zeigen Meldungen, wonach in mehreren europäischen Ländern aus Angst 5G-Handymasten in Brand gesetzt worden sein sollen. Das zeigt: So abstrus die Spekulationen auch klingen mögen - es gibt für alles Menschen, die sie glauben.
Video: 5G-Masten wegen Verschwörungstheorien angezündet
Corona ist die Stunde der Verschwörungen
Ein hämisches Verächtlichmachen von jenen, die darauf hineinfallen, ist dennoch unfair. Dass man in unsicheren Zeiten auf schnelle und greifbare Antworten hofft, ist nur menschlich. Das Virus ist unsichtbar, die Diskussion abstrakt und wissenschaftliche Ergebnisse lassen lange auf sich warten. Das ist ein idealer Nährboden für Verschwörungstheorien, die nach dem Motto „Es kann ja wirklich etwas dran sein“ Erklärungen liefern. Dass das Virus in einem Pharma-Labor zusammengepantscht wurde, um die Weltordnung zu manipulieren, klingt jedenfalls griffiger, als dass eine banale Fledermaus schuld gewesen sein soll.
Kritische Wachsamkeit ist gerade jetzt wichtig
Dennoch oder gerade deswegen ist eine klare Linie zu jenen zu ziehen, die Maßnahmen und Zusammenhänge kritisch hinterfragen. In Zeiten, in denen uns das Virus auch tiefe Einschnitte in unsere demokratische Ordnung abverlangt, ist eine reflektierte Wachsamkeit nämlich doppelt so wichtig. Ein leichtfertiges Gleichsetzen von Verschwörungstheoretikern und Kritikern ist deswegen nicht nur gemein, sondern auch fahrlässig. Es setzt jene herab, die es genauer wissen wollen, und macht sie aus Angst vor Spott mundtot. Das ist unserer stolzen Demokratie nicht zuträglich.
Was es braucht, um Verschwörungstheorien zu stoppen
Das Zauberwort, um einerseits seriöse, kritische Stimmen zuzulassen und andererseits Verschwörungstheoretikern Einhalt zu gebieten, lautet Transparenz. Denn so lästig die ständigen Pressekonferenzen auch sind - sie sind für den klaren Informationsfluss notwendig. Auch eine ehrliche Kommunikation ist wichtig, mit Ängsten soll jedenfalls nicht gespielt werden. Und wenn das vonseiten der Politik passiert, darf das auch haltlos kritisiert werden. Gell?
Katia Wagner, krone.at
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