Am Dienstagabend war der bekannte Fernsehkoch Tim Mälzer zu Gast in der Talkshow von Markus Lanz im ZDF. Als der Gastgeber ihn darauf ansprach, dass Mälzer in einem Gespräch vor wenigen Wochen angekündigt hatte, dass er in drei Wochen pleite sei, und ihn fragte, wie die Situation jetzt aussehe, verschlug es dem Star-Koch die Sprache und er kämpfte sichtlich mit den Tränen. Dem Gastronomen, der in seinen Restaurants insgesamt 200 Mitarbeiter beschäftigt, fehle einfach die Perspektive. Kurz davor zeichnete der Politiker und Arzt Karl Lauterbach ein düsteres Gesellschaftsbild für die nächsten Jahre.
Vorausgegangen war dem emotionalen Auftritt eine Diskussion zwischen dem deutschen Arbeitsminister Hubertus Heil und seinem Parteikollegen, dem Gesundheitsexperten Karl Lauterbach, die davon sprachen, dass die Corona-Krise Deutschland noch lange beschäftigen werde. Lauterbach ging von mindestens eineinhalb bis zwei Jahren aus. Heil ergänzte, dass auch das wirtschaftliche Leben nur Schritt für Schritt stattfinden könne.
Danach stellte Markus Lanz die Frage nach der wirtschaftlichen Perspektive an Tim Mälzer, wie hier im Video zu sehen:
„Ich geh mal kurz raus, ernsthaft“
Mälzer antwortete zunächst, er sei „sehr angefasst“, und überlegte, das TV-Studio zu verlassen. „Ich verarbeite ja Informationen, die jetzt im Gespräch geführt werden“, sagte Mälzer, bevor ihn die hochkommenden Emotionen am Weiterreden hinderten. „Ich geh mal kurz raus, ernsthaft“, danach konnte der Chef der bekannten Bullerei in Hamburg erst einmal nicht weiterreden.
Mälzer fehlt die wirtschaftliche Perspektive
Später sagte Mälzer, dass ihm derzeit jegliche wirtschaftliche Perspektive fehle. „Wir sind alle unter enormem Stress, mit tagtäglich neuen Situationen. Es geht hier gar nicht um meine Existenz, sondern um eine ganze Branche.“ Er fühle sich für seine 200 Mitarbeiter verantwortlich und wolle ihnen eine Lösung anbieten. „Wenn einem diese Perspektivlosigkeit noch einmal so vorgeführt wird, ist das gerade ganz schön krass. Das ist ganz schön knüppelig“, so der 49-Jährige.
Existenzängste in der Gastronomie
In den sozialen Netzen löste der Auftritt des Star-Kochs gemischte Reaktionen aus. Während einige User Mälzers geschätztes Privatvermögen von acht Millionen Euro thematisierten, verteidigten andere den Einsatz für seine Mitarbeiter, die er seit April teilweise „aus eigener Tasche“ bezahle. Mälzer stehe „stellvertretend für viele Tausend Gastronomen“, die derzeit Existenzängste hätten, hieß es in einigen Tweets.
Zu Beginn der Sendung gab Mälzer noch die Einschätzung ab, dass 20 bis 25 Prozent der Gastronomiebetriebe vor dem Aus stünden. Im Interview mit der Online-Ausgabe der „Bild“ hatte Mälzer gesagt, dass die Krise ihn „emotional sehr hart“ treffe, weil sie ihm sein Leben wegnehme. Er wolle zwar niemandem Vorwürfe machen, aber sein Beruf sei auch seine ganze Leidenschaft und bestimme sein Leben.
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