Warnung vor 2. Welle

Virologe: „Mailand ist wie eine Bombe“

Ausland
08.05.2020 18:56

Wegen der schrittweisen Lockerung der Corona-Maßnahmen in Italien hat ein Virologe aus Mailand vor einer zweiten Infektionswelle gewarnt: „Die Situation in Mailand ist ein bisschen wie eine Bombe“, sagte Professor Massimo Galli, Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten im Krankenhaus Sacco, der Tageszeitung „La Repubblica“ am Freitag. Der Mailänder Bürgermeister Giuseppe Sala drohte bereits mit hartem Durchgreifen, sollten sich seine Mitbürger in der „Phase 2“ nicht an die Abstandsregeln halten. Unterdessen wurde in Italien die Schwelle von 30.000 Todesopfern überschritten.

Nachdem sich am Donnerstagabend Hunderte Menschen im Mailänder Lokalviertel Navigli versammelt hatten, um Getränke und Speisen zum Mitnehmen dort zu konsumieren, drohte der Stadtchef mit rigorosen Maßnahmen. Bürgermeister Sala stellte seinen Mitbürgern ein Ultimatum: „Entweder halten sich die Menschen an die Vorsichtsmaßnahmen, oder ich verbiete Speisen zum Abholen in Lokalen und Restaurants“, sagte er. Die Bilder der Menschenansammlungen bezeichnete er als „schandhaft“, da die Epidemie in der Lombardei noch nicht besiegt sei. Man könne eine 1,4-Millionen-Einwohner-Stadt nicht unter Polizeiaufsicht stellen.

Das weltberühmte Opernhaus Scala in Mailand: Der Bürgermeister der Stadt zeigte sich empört über Menschen, die Abstandsregeln nicht einhielten. (Bild: AP)
Das weltberühmte Opernhaus Scala in Mailand: Der Bürgermeister der Stadt zeigte sich empört über Menschen, die Abstandsregeln nicht einhielten.
Eine Baustelle in Mailand: Nach den ersten Lockerungen der Corona-Maßnahmen in Italien konnten 4,4 Millionen Italiener an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. (Bild: AP)
Eine Baustelle in Mailand: Nach den ersten Lockerungen der Corona-Maßnahmen in Italien konnten 4,4 Millionen Italiener an ihre Arbeitsplätze zurückkehren.

Lombardei als Zentrum der Pandemie
Virologe Galli sagte außerdem: „Wir haben eine sehr hohe Zahl von Infizierten, die in den Kreislauf zurückkehren.“ Die Region Lombardei mit ihrer Hauptstadt Mailand ist das Zentrum der Corona-Pandemie in Italien. Von den insgesamt über 30.000 Covid-19-Todesopfern im gesamten Land starben fast 15.000 in der wirtschaftsstarken Lombardei. Bei insgesamt knapp 216.000 Infektionen sind es alleine in der Lombardei etwas mehr als 80.000 Personen.

Ein Obst- und Gemüsemarkt am Freitag in der lombardischen Hauptstadt Mailand: Während sich die Stadt wieder langsam von dem heftigen Corona-Ausbruch erholt, warnt ein italienischer Virologe vor einer zweiten Infektionswelle. (Bild: AP)
Ein Obst- und Gemüsemarkt am Freitag in der lombardischen Hauptstadt Mailand: Während sich die Stadt wieder langsam von dem heftigen Corona-Ausbruch erholt, warnt ein italienischer Virologe vor einer zweiten Infektionswelle.

Region muss möglicherweise in die Abriegelung zurückkehren
Italien hatte am 4. Mai mit dem Hochfahren der Wirtschaft begonnen. Galli warnte nun davor, dass die Maßnahmen zur Verlangsamung der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus möglicherweise wieder eingeführt werden müssten. „Unsere Region muss vielleicht in die Abriegelung zurückkehren, aber auch Teile des Piemont und der Emilia-Romagna“, sagte er in dem Zeitungsinterview.

In den Großstädten in ganz Italien wächst die Sorge wegen der vielen Menschen, die sich aufgrund des schönen Wetters mit sommerlichen Temperaturen in Parks und in Stadtzentren aufhalten. Der Zivilschutz ist zur Verschärfung der Vorsichtsmaßnahmen entschlossen, sollten die Infektionszahlen im Land wieder in die Höhe schnellen.

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