Angriffe auf Schulen

Amnesty ortet Kriegsverbrechen in Syrien

Ausland
11.05.2020 05:00

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat gezielte Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser im schon seit Jahren vom Bürgerkrieg gebeutelten Syrien beklagt. Syrische und russische Streitkräfte hätten allein in den ersten Wochen des heurigen Jahres 18 solcher Angriffe in Nordwestsyrien begangen.

Der Amnesty-Bericht „,Nowhere is safe for us‘: Unlawful attacks and mass displacement in North-West Syria“ („,Für uns ist es nirgends sicher‘: Unrechtmäßige Angriffe und Massenvertreibung in Nordwestsyrien“) stützt sich auf Interviews mit 74 Zeugen der Angriffe, unter ihnen Lehrer, Ärzte, Binnenvertriebene und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen. Untermauert werden die Zeugenaussagen durch Video- und Fotoaufnahmen, Satellitenbilder sowie abgehörte Kommunikation von russischen und syrischen Streitkräften.

Ein zerstörtes Klassenzimmer in Syrien 2016 (Bild: APA/AFP/OMAR HAJ KADOUR)
Ein zerstörtes Klassenzimmer in Syrien 2016

„Direkte Luftangriffe auf Krankenhaus“
Erstmals sei es Amnesty gelungen, zu belegen, „dass russische Streitkräfte direkt Luftangriffe auf ein Krankenhaus ausgeführt haben“, erklärte Vanessa Ullrich, Syrien-Expertin bei Amnesty International in Deutschland. Russland unterstützt im Syrienkrieg den Machthaber Bashar al-Assad. Der Großteil der insgesamt 18 Angriffe wurde laut dem Bericht im Jänner und Februar in Idlib, West-Aleppo sowie dem Gouvernement Hama verübt.

(Bild: AFP)

Verbotene Streumunition: „Kriegsverbrechen“
Belege gibt es laut Amnesty auch für den Abwurf von Fassbomben und vom Boden abgefeuerte Streumunition auf zwei Schulen am 28. Jänner und 25. Februar. Eine Lehrerin schildert in dem Bericht den Tod einer Schülerin bei einem der Angriffe. Bei den eingesetzten Geschossen habe es sich um 9M27K-Frachtraketen mit einem Kaliber von 220 Millimetern gehandelt, die in Russland hergestellt und an die syrische Armee geliefert wurden. Die Frachtraketen enthielten dem Bericht zufolge völkerrechtswidrige Streumunition. Amnesty sprach von einem „Kriegsverbrechen“.

Ein Kind in der syrischen Stadt Ariha in der Provinz Idlib. Die Menschen in Syrien leiden nicht mehr nur am verheerenden Bürgerkrieg im Land, sondern zunehmend auch an der Corona-Pandemie. (Bild: AFP)
Ein Kind in der syrischen Stadt Ariha in der Provinz Idlib. Die Menschen in Syrien leiden nicht mehr nur am verheerenden Bürgerkrieg im Land, sondern zunehmend auch an der Corona-Pandemie.

Zwischen Dezember und März wurden nach UNO-Angaben fast eine Million Menschen aus Nordwestsyrien vertrieben. Laut Amnesty handelt es sich bei mehr als 80 Prozent der Menschen um Frauen und Kinder. Seit Beginn des Bürgerkriegs vor neun Jahren wurden bereits mehr als 380.000 Menschen getötet. Millionen weitere Menschen wurden in die Flucht getrieben. Bundeskanzler Sebastian Kurz hatte im April angesichts der humanitären Notsituation in Syrien angekündigt, dass die Regierung alle privaten Spenden verdoppeln wird, die bis Ostern über die Hilfsaktion „Nachbar in Not“ für Syrien gesammelt werden.

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