Angst vor 2. Welle

Coronavirus: WHO ruft zu „extremer Vorsicht“ auf

Ausland
11.05.2020 22:40

Angesichts von Lockerungen bei den strengen Corona-Maßnahmen in vielen Ländern hat die Weltgesundheitsorganisation WHO „extreme Vorsicht“ eingemahnt. Zwar gebe es sehr große Erfolge bei der Eindämmung des neuartigen Coronavirus, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag in Genf. Der Abteilungsleiter der WHO für Gesundheitsnotfälle, Michael Ryan, warnte jedoch vor der Gefahr einer zweiten Ansteckungswelle.

Die schrittweisen Lockerungen in etlichen europäischen Ländern bezeichnete Ryan als Zeichen der Hoffnung. Zugleich rief er Regierungen weltweit auf, dafür Sorge zu tragen, dass Neuinfektionen schnell festgestellt und alle Kontaktpersonen von Infizierten identifiziert und isoliert werden könnten. Dies könne helfen, „eine riesige zweite Welle zu verhindern“.

Freiwillige Helfer verteilen Gesichtsmasken im Rathaus von Anglet im Südwesten Frankreichs. Ab Montag treten auch in Frankreich einige Lockerungen in Kraft und die Menschen dürfen beispielsweise wieder ohne Passierschein vor die Tür. (Bild: AP)
Freiwillige Helfer verteilen Gesichtsmasken im Rathaus von Anglet im Südwesten Frankreichs. Ab Montag treten auch in Frankreich einige Lockerungen in Kraft und die Menschen dürfen beispielsweise wieder ohne Passierschein vor die Tür.

Länder müssten in der Lage sein, Ansteckungsherde schnell auszumachen, sagte Ryan weiter. Andernfalls drohe selbst bei einer zum jetzigen Zeitpunkt niedrigen Infektionsrate ein rasanter Neu-Anstieg an Corona-Fällen. Wichtig sei deshalb eine drastische Erhöhung von Testkapazitäten sowie der Möglichkeiten, Kontaktwege von Infizierten nachzuvollziehen.

WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus warnt vor einer zu frühen Aufhebung des „Social Distancing“. (Bild: AFP)
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus warnt vor einer zu frühen Aufhebung des „Social Distancing“.

WHO-Chef warnt vor Herdenimmunitäts-These
WHO-Chef Tedros warnte vor der in manchen Ländern verbreiteten These, dass sich in der Bevölkerung mit der Zeit automatisch eine sogenannte Herdenimmunität herausbilden werde. Erste Studien deuteten darauf hin, „dass ein relativ kleiner Teil der Bevölkerung Covid-19-Antikörper hat“, sagte der WHO-Chef. Die meisten Menschen könnten sich daher nach wie vor mit dem Erreger SARS-CoV-2 anstecken.

(Bild: AP)

Weltweit wurden inzwischen mehr als 90 serologische Studien vorgenommen, mit denen sich die Grundimmunität der Bevölkerung gegen das neuartige Coronavirus feststellen lässt. Deren Ergebnisse seien von der WHO zwar noch nicht abschließend überprüft worden, sagte die WHO-Expertin Maria van Kerkhove. Jedoch sei auf der Basis erster Daten davon auszugehen, dass bisher nur zwischen ein und zehn Prozent der Menschen Antikörper gegen Covid-19 hätten.

Ryan hob hervor, dass diese vorläufigen Ergebnisse im Widerspruch zu der Annahme stünden, dass die meisten Coronavirus-Infektionen milde verliefen und deshalb gar nicht erst erkannt würden. Vielmehr sei davon auszugehen, dass anteilsmäßig mehr Menschen ernsthaft an Covid-19 erkrankten als zunächst angenommen.

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