„Garstige“ Frage
Trump bricht nach Widerworten Pressekonferenz ab
US-Präsident Donald Trump hat einmal mehr ein Verhalten an den Tag gelegt, das eher an jenes eines Buben in der Trotzphase statt an das eines Staatsmannes erinnert: Weil ihm die (Nach-)Fragen einer Reporterin nicht gefielen bzw. eine zweite ein Übergangenwerden nicht hinnehmen wollte, brach Trump am Montagabend seine nahezu tägliche Coronavirus-Pressekonferenz kurzerhand ab. Natürlich nicht ohne zuvor gegen die von ihm als „Lamestream Media“ bezeichneten Medien und Vorgänger Barack Obama ausgeteilt zu haben.
Weijia Jiang von CBS fragte Trump, warum es für ihn eine solche Bedeutung habe, dass die USA bei der Anzahl der Testungen in der Welt führend seien: „Warum ist das für Sie ein globaler Wettkampf, wenn doch noch jeden Tag Menschen sterben und die Infektionszahlen weiter ansteigen?“ Der US-Präsident antwortete darauf, dass überall in der Welt Menschen sterben würden und dass sie diese Frage doch China stellen sollte: „Fragen Sie das nicht mich, fragen Sie China, okay?“
Reporterin stellte Trumps Ansicht nach „garstige Frage“
Die chinesischstämmige US-Reporterin war zunächst irritiert von der Antwort und beharrte dann, als Trump bereits eine andere Reporterin aufgerufen hatte, eine Frage zu stellen, auf einer Antwort, warum er ausgerechnet zu ihr gesagt habe, sie solle China fragen. Er würde das zu jedem sagen, der eine „nasty question“, eine garstige Frage, stellen würde, so Trump.
Dann rief er die nächste Reporterin auf - aber überging dabei Kaitlan Collins von CNN, die er vor Jiangs Nachfrage aufgerufen hatte. Weil dann ja Jiang weitergefragt hatte, habe Collins ihre Fragen verwirkt, so die Ansicht des US-Präsidenten. Collins aber beharrte drauf, ihre Fragen stellen zu können, doch Trump wollte nichts mehr hören. Er bedankte sich bei den Anwesenden, beendete die Pressekonferenz und ging.
Bei Collins handelt es sich übrigens um jene Journalistin, der mit einem Einsatz des Secret Service gedroht worden war, weil sie sich geweigert hatte, ihren fixen - prominenten - Platz bei den Pressekonferenzen im Weißen Haus aufzugeben.
„Sie müssen nur die Zeitungen lesen - außer Ihrer“
Vor den Schlussszenen der Pressekonferenz war es noch zu einem weiteren Disput mit einem Reporter bekommen. Philip Rucker von der „Washington Post“ hatte wissen wollte, welche Anschuldigungen Trump mit einem Tweet gegen seinen Vorgänger Barack Obama andeutete. Trump sagte daraufhin nur „Obamagate“ und dass es in den nächsten Wochen mehr dazu geben werde. Er, Trump, würde sich wünschen, dass „wahrheitsgemäß“ darüber berichtet würde, „aber unglücklicherweise haben Sie sich dazu entscheiden, das nicht zu machen“, so der Präsident. Auf Nachfrage des Journalisten, welches Verbrechen genau Trump Obama unterstelle, sagte er: „Das ist offensichtlich für jeden. Alles, was Sie machen müssen, ist, die Zeitung zu lesen - außer Ihrer.“
Trump spricht nur von einem Fall: „Haben alles unter Kontrolle“
Die jüngsten Fälle von Corona-Infektionen im Weißen Haus sieht Trump übrigens nicht als Problem: „Wir haben das sehr gut unter Kontrolle,“ Und es sei keineswegs ein Beleg dafür, dass das System an Sicherheitsvorkehrungen zusammengebrochen sei: „Das kann passieren.“ Jeden Tag kämen Hunderte Menschen ins Weiße Haus. Mehrfach sagte Trump allerdings, es gebe nur einen Infektionsfall - tatsächlich wurden zwei Mitarbeiter des Weißen Hauses positiv auf das Coronavirus getestet. Der erste Fall - ein Mitarbeiter Trumps, zu dem er aber kaum Kontakt gehabt habe - war am Donnerstag bekannt geworden.
Am Freitag war publik geworden, dass die Sprecherin von US-Vizepräsident Mike Pence, Katie Miller, positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Drei ranghohe Mitglieder der von Pence geleiteten Corona-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses erklärten daraufhin, dass sie sich vorsichtshalber zu Hause isolieren würden: der Immunologe und Trump-Berater Anthony Fauci, der Chef der US-Gesundheitsbehörde CDC, Robert Redfield, und der Leiter der Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde FDA, Stephen Hahn.
Pence selbst will sich trotz der Infektion seiner Sprecherin Medienberichten zufolge nicht in Quarantäne begeben. Auch seine jüngsten Tests - Trump und Pence werden seit Kurzem täglich auf das Virus getestet - fielen negativ aus.
Gesichtsmaskenpflicht im Weißen Haus
Medienberichten zufolge ist im Weißen Haus das Tragen von Gesichtsmasken nun vorgeschrieben. Dies gelte für alle öffentlichen Bereiche der Regierungszentrale, jedoch nicht für die Büros. Auch während der Pressekonferenz am Montag trugen die Journalisten Schutzmasken. Die Maßnahme soll dabei helfen, eine weitere Verbreitung des neuartigen Coronavirus im Weißen Haus zu verhindern.
Trump und Pence werden dem Vernehmen nach aber weiterhin keine Masken tragen, wie unter anderem die „Washington Post“ und der Sender ABC berichteten. Dies hatten sie auch kürzlich bei Auswärtsterminen - wie der Besichtigung einer Fabrik, die Schutzmasken herstellt, sowie dem Besuch eines Spitals samt Patientenkontakt - nicht getan.
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