Die Bundesliga-Saison wird fortgesetzt! Unter speziellen Bedingungen - etwa der Einhaltung eines Präventionskonzepts und der permanenten Verfügbarkeit eines Mannschaftsarztes - darf ab 15. Mai wieder mannschaftlich trainiert und ab der ersten Juni-Woche gespielt werden - vor leeren Rängen, wohlgemerkt. Die zunächst von der Regierung ins Auge gefassten strengen Quarantäne-Maßnahmen für etwaig infizierte Spieler wurden gelockert.
Vor jedem Training und jedem Spiel soll jede „Personengruppe“ gesundheitlich getestet werden, erklärte Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer bei einer Pressekonferenz am Dienstag - siehe VIDEO ganz oben. Heißt konkret: Sobald sich eine Person aus dieser Gruppe infiziert, muss sie sich in Quarantäne begeben. Alle übrigen Personen aus dieser Gruppe dürfen weiterhin zum Training und zum Spiel kommen, sollen sich davor und danach aber möglichst daheim aufhalten. Der ursprüngliche Plan der Regierung hätte vorgesehen, dass bei einem positiven Test nicht nur die infizierte Person, sondern auch die komplette Mannschaft in Quarantäne muss. Das hätte beim ersten positiven Fall de facto das endgültige Saisonende bedeutet.
Laut aktuellem Präventionskonzept dürfen alle Mannschaftskollegen der infizierten Person weiter zum Training und zum Spiel kommen. „Jetzt liegt der Ball bei den Klubs“, sagte Ebenbauer: „Sie müssen entscheiden, wie und unter welchen Bedingungen die Kugel rollen kann.“ Seine Vision von Fußball seien nicht Spiele ohne Zuschauer, derzeit sei er aber nicht anders umsetzbar. Das erste Bewerbsspiel soll noch vor dem Liga-Start das Cup-Finale zwischen Titelverteidiger Salzburg und Zweitligist Austria Lustenau sein. Der Rahmenterminplan soll laut Liga-Vorstand Ebenbauer bei der Bundesliga-Klubkonferenz am Mittwoch erarbeitet werden. Der Grunddurchgang der Bundesliga ist bereits beendet, der Neustart würde nun mit den ersten von je zehn Runden in Meistergruppe und Quali-Gruppe erfolgen. Daran anschließen würde das drei Partien umfassende Europa-League-Playoff.
Bundesliga als Pilot
Die Vorgangsweise in der Bundesliga solle als Pilot dienen und als Modell zu verstehen sein, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Engmaschige Tests sollen weitere Infektionen ausschließen oder zumindest soweit eindämmen, dass der Spielbetrieb aufrechterhalten werden kann. Vor dem ersten Mannschaftstraining müssen sich alle Akteure, also neben Spielern auch Betreuer, PCR-Tests unterziehen. Das Prozedere werde wissenschaftlich begleitet. „Diesen Prozess schauen wir uns jetzt einmal an. Wie funktioniert er? Haben wir positive Test-Ergebnisse? Wie können wir damit umgehen? Wir betreten damit völliges Neuland.“
Bei Neuem, das räumte der Oberösterreicher ein, gebe es auch immer „etwas zum Nachjustieren“. Sportminister Werner Kogler kommentierte die Entscheidung, die mit gesamtgesellschaftlichen Lockerungen einhergehe, so: „Das ist ein bemerkenswerter Schritt, der ist gar nicht so klein.“ Ob und wann wieder Zuschauer in den Stadien sein dürfen, könne man, so Anschober, derzeit nicht sagen. Auch Entscheidungen, etwa dass bis zum Vorliegen eines Impfstoffes gegen Covid-19 unter Zuschauer-Ausschluss gekickt werden muss - wie in den Niederlanden angedacht - sollen derzeit noch nicht getroffen werden. „Das wird im Einvernehmen mit Großveranstaltungen wie Großkonzerten zu klären sein“, meinte Anschober. „Das müssen Regeln für alle sein. Da müssen wir abwarten, wie sich die Corona-Situation insgesamt entwickelt.“
Was passiert mit der 2. Liga?
Die Klub-Konferenz der 2. Liga geht noch am heutigen Dienstag über die Bühne - eine Fortsetzung der zweithöchsten Spielklasse, bei der noch elf Runden ausständig sind, ist nicht ausgeschlossen. Bisher durfte von den 16 Klubs nur Cup-Finalist Austria Lustenau in Kleingruppen trainieren, das könnte sich nun ändern. „Wenn die Voraussetzungen aus dem Präventionskonzept erfüllt werden, dann ja“, sagte Ebenbauer zu einem möglichen Mannschaftstraining der Zweitligisten ab Freitag.
So wie der Bundesliga-Vorstand zeigte sich auch Austria-Sportvorstand Peter Stöger, Mitglied einer Bundesliga-Arbeitsgruppe, über die am Dienstag verkündeten Entscheidungen erfreut. „Uns ist klar, dass wir eine große Verantwortung haben, die wir mit diesem Konzept übernehmen. Wir könnten eine Vorreiterrolle haben, und der werden wir auch gerecht werden“, versprach der Ex-Teamspieler. ÖFB-Präsident Leo Windtner blickte ebenfalls optimistisch in die Zukunft, lobte die Zusammenarbeit aller Beteiligten und sprach von einem „effizienten Doppelpass mit den Ministern und den Damen und Herren der Beamtenschaft“.
Die getroffenen Beschlüsse für die Bundesliga als „Flaggschiff des Klub-Fußballs in Österreich“ (Windtner) sollen für den Breitenfußball und andere Mannschaftssportarten richtungsweisend sein. „Damit könnte ein Role Model entwickelt werden, das auch für andere Sportarten und Gesellschaftsbereiche anwendbar ist“, meinte der Oberösterreicher. Beim ÖFB als größtem Sportfachverband des Landes sind laut Windtner etwa 2200 Vereine und 300.000 Spielerinnen und Spieler gemeldet - sie alle dürfen sich Hoffnungen auf eine baldige Rückkehr machen. Bereits vor einigen Wochen waren sämtliche Ligen unter den beiden höchsten Spielklassen abgebrochen worden.
„Wir werden alles tun, dass die Meisterschaften im Herbst wieder starten können. Denn wenn ein noch größeres Loch zwischen Spielen ist, dann müssten wir von einem wirklichen Corona-Loch reden“, betonte Windtner. Wie lange sich das ÖFB-Nationalteam noch in der Warteposition befindet, lässt sich nach den Angaben des Verbandschefs nicht abschätzen. Zwar sei derzeit von der UEFA „ein Triple-Header im September“ bestätigt, „es gibt aber keinen präsumtiven Fahrplan für den Herbst“. Diesbezüglich erwarte man im Juni weitere Informationen. Das bisher letzte Länderspiel endete am 19. November des Vorjahres in der EM-Qualifikation mit einem 0:1 in Riga gegen Lettland.
Österreichs Liga bei Restart in Europas Vorderfeld
Mit dem geplanten Restart Anfang Juni liegt Österreichs Fußball-Bundesliga gewissermaßen im europäischen Vorderfeld. Deutschland macht bereits am Samstag den Anfang, am 23. Mai folgt Ungarn. Ende Mai sind dann Tschechien, Dänemark, Polen und Portugal an der Reihe. Mit Ausnahme Weißrusslands hatten Mitte März sämtliche Ligen ihren Betrieb aufgrund der Corona-Pandemie eingestellt. Von den Top-5-Ligen hat Frankreich den Saisonabbruch bereits beschlossen. In England wird ebenso an der Rückkehr im Juni gearbeitet wie in den von Corona ebenfalls besonders schwer getroffenen Ländern Italien und Spanien. Insgesamt haben sich neben Frankreich einzig die Niederlande bereits für einen Abbruch entschlossen.
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