Die viel diskutierte Impfpflicht gegen das Coronavirus spaltet das Land. Am Mittwochabend wurde in der krone.tv-Talkshow #brennpunkt bei Katia Wagner darüber ausführlich diskutiert. Einig waren sich die Vertreter aller Parteien und „Krone“-Gesundheitsexperte Wolfgang Exel jedenfalls in einem Punkt: Mit Zwängen und Pflichten könne man Menschen nur schwer davon überzeugen, impfen zu gehen. Stattdessen müsste man mehr Aufklärung zu diesem Thema betreiben. FPÖ-Gesundheitssprecher Gerhard Kaniak ist überzeugt: „Massen-Impfungen sind nicht durchführbar!“
Für „Krone“-Mediziner Dr. Wolfgang Exel hat „das Wohl der Allgemeinheit Priorität“, medizinisch gesehen befürwortet er daher eine Impfpflicht: „Menschlich gesehen, kann man über so eine Pflicht durchaus diskutieren. Was ich jedoch nicht nachvollziehen kann, ist, dass angesichts eines fieberhaften Vorstoßes nach einem Impfstoff weltweit am allerersten Tag in relativer Freiheit dagegen protestiert werden durfte“, so Exel.
Exel: „Aufklärung bekämpft Ängste am besten“
Das Argument, dass mögliche Nebenwirkungen bei der Impfung auftreten könnten, verstehe er. In diesem Fall sieht Exel hier aber ein Versagen der Regierung: „Mit gezielter Information und leichterem Zugang zu Impfungen hätte sich hier einiges bessern lassen. Mit Aufklärung kann man am besten gegen Ängste vorgehen.“ Zudem erinnert der Arzt daran, die Grippe „mindestens gleichrangig wie das Coronavirus zu behandeln“.
Kaniak: „Impfpflicht wäre Eingriff in persönliche Freiheit“
Der Apotheker und FPÖ-Gesundheitssprecher Gerhard Kaniak sieht sich selbst als „generellen Gegner der Impfpflicht“. Diese sei ein gefährlicher Eingriff in die „persönlichen Rechte und Freiheit der Menschen“. Abgesehen davon sei es noch zu früh, darüber zu debattieren: „Die Frage ist, wie zuverlässig der Impfstoff sein wird. Wenn sich dieser als wirksam herausstellen sollte, bin ich mir sicher, dass er dann auch von vielen in Anspruch genommen werden wird.“
Schallmeiner: „Daten und Fakten auf den Tisch legen“
„Ich glaube nicht, dass wir eine Impfpflicht benötigen“, meint auch der grüne Gesundheitssprecher Ralph Schallmeiner. So sollten die Menschen selbst entscheiden können, was für ihre Gesundheit am besten ist, stattdessen müsste man vermehrt auf Aufklärung setzen und „Daten und Fakten auf den Tisch legen“. In gesundheitlichen Berufen jedoch könne er sich eine verpflichtende Impfung als „Zulassungsbeschränkung zum Beruf“ durchaus vorstellen. Generell sei er gerne bereit, mit Impfgegnern zu diskutieren: „Bei Leuten, die es gut finden, wenn Kinder die Masern durchleben, tue ich mir jedoch schwer.“
Schwarz: „Notorische Impfgegner werden wir sowieso nicht überzeugen“
Auch für die ÖVP-Gesundheitssprecherin Gabriela Schwarz stellt sich diese Frage, aufgrund der Dauer bis zur fertigen Entwicklung und Verfügbarkeit des Impfstoffs, noch nicht: „Es wird noch dauern, aber ich bin mir sicher, dass die Bereitschaft, impfen zu gehen, in der Bevölkerung hoch sein wird.“ In Hinblick auf die Situation in Nachbarländern wie Italien sollte jedoch jedem bewusst sein, wie gefährlich das Coronavirus ist, so Schwarz. „Notorische Impfgegner werden wir sowieso nicht überzeugen können, wir müssen daher noch mehr Aufklärung betreiben.“
Loacker: „Bei den jungen Menschen anfangen“
„Die Menschen werden froh sein, wenn es einen Impfstoff gibt, und es werden auch viele impfen gehen“, ist NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker überzeugt. Mit einer Impfpflicht könne man aber niemanden überzeugen.
Wichtig sei es, „bei den Jungen mit der Aufklärung anzufangen“. Bei jenen, die sich auf keinen Fall impfen lassen wollen, sollte „die Verantwortung umso größer sein“, so Loacker: „Ich glaube die Leute wissen schon selbst, dass sie nicht am Beatmungsgerät enden wollen.“
Kucher: „Menschen müssen wissen, warum man impfen gehen sollte“
Auch der rote Gesundheitssprecher Philip Kucher ist „kein Freund von Zwängen“. „Gerade bei Corona wird es auch ohne Impfpflicht möglich sein, die Menschen von der Sinnhaftigkeit einer Impfung zu überzeugen“, so der Experte. Die größere Sorge sei momentan noch, überhaupt eine ausreichende Menge des Stoffs für eine flächendeckende Durchimpfung zu bekommen. Zudem sei Impfen ein „solidarischer Akt“. Man müsse die Bevölkerung vor allem über die Medien ausreichend darüber informieren: „Wir sehen durch internationale Studien, dass auch Menschen, die an und für sich bereit wären, sich impfen zu lassen, durch Zwänge und Pflichten eher zu Impfgegnern werden.“
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