Grausame Bilder
Tote bei blutigem Angriff auf Entbindungsstation
Es sind schwer anzuschauende Bilder in den Nachrichtenagenturen, die die Folgen eines bewaffneten Angriffs auf eine Entbindungsklinik in Kabul in Afghanistan zeigen. Mindestens 14 Menschen sind tot - darunter zwei Babys sowie mehrere Mütter und Krankenschwestern. Bei einem Selbstmordanschlag auf eine Trauerfeier in der östlichen Provinz Nangarhar starben 24 Menschen, mehr als 60 weitere wurden verletzt. Zu diesem Angriff bekannte sich der IS, der in dem Land mit den Taliban um Einfluss ringt. Nach den beiden Gewalttaten ordnete der afghanische Präsident Ashraf Ghani die Wiederaufnahme der militärischen Offensive gegen aufständische Gruppen an, US-Außenminister Mike Pompeo forderte die Regierung in Kabul und die radikalislamischen Taliban zur Zusammenarbeit auf.
Am Morgen stürmten laut Innenministerium drei Unbekannte die Entbindungsstation des Krankenhauses Dasht-e-Barchi in der afghanischen Hauptstadt Kabul. Sie töteten zwei Neugeborene und ihre Mütter, insgesamt mindestens 14 Menschen. 15 weitere Zivilisten, darunter auch Kinder, seien verwundet worden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Alle Angreifer seien inzwischen von Spezialkräften getötet worden.
Mehrere Explosionen und Schüsse
Sicherheitskräfte brachten nach Angaben des Innenministeriums mehr als 100 Menschen in Sicherheit, darunter viele Frauen und Kinder. Zuvor habe es mehrere Explosionen gegeben und Schüsse seien gefallen. Auch Ärzte ohne Grenzen sei in dem Krankenhaus tätig und leite die Entbindungsstation, teilte die Hilfsorganisation auf Twitter mit.
In dem Stadtteil, in dem das Krankenhaus liegt, leben viele Mitglieder der überwiegend schiitischen Hazara-Bevölkerungsgruppe. Diese wurde wiederholt Ziel des sogenannten Islamischen Staats. Dieser bekannte sich aber vorerst nicht zu der Attacke.
Anschlag bei Trauerfeier für lokalen Polizeichef
Sehr wohl bekannte sich der IS zu einem Selbstmordattentat in der östlichen Provinz Nangarhar. Dort hatte sich ebenfalls am Dienstag ein Mann während einer Beerdigung in die Luft gesprengt und mindestens 24 Menschen getötet. Mehr als 60 weitere Menschen seien bei der Trauerfeier für einen lokalen Polizeichef verletzt worden, sagte ein Regierungssprecher aus der Provinz. Zwei weitere Provinzpolitiker sprachen von mindestens 45 Toten.
Die IS-Terrormiliz hat zuletzt mehrere tödliche Anschläge in Kabul für sich reklamiert und sie ist auch aktiv in der Provinz Nangarhar, in der der Anschlag auf die Trauerzeremonie verübt wurde. Die radikalislamischen Taliban erklärten, sie seien an keinem der beiden Angriffe beteiligt.
Ghani: „Operationen gegen den Feind wieder aufnehmen“
„Ich befehle allen Sicherheitskräften, ihre aktive Verteidigungsposition zu beenden und ihre Operationen gegen den Feind wieder aufzunehmen“, sagte Ghani in einer Fernsehansprache. Bisher galt, dass das Militär nur defensiv auf alle Angriffe der Taliban reagieren sollte. Im Gegenzug hatten sich die radikalislamischen Kämpfer in dem Abkommen mit den USA verpflichtet, große Städte und internationale Truppen nicht mehr anzugreifen.
Pompeo nannte die Anschläge „entsetzlich“, die Täter müssten ihrer gerechten Strafe zugeführt werden. Zugleich verwies der US-Außenminister darauf, dass die Taliban erklärt hätten, nicht für die Anschläge verantwortlich zu sein. „So lange es keinen deutlichen Rückgang der Gewalt und keine Fortschritte Richtung einer politischen Lösung gibt, wird Afghanistan anfällig sein für Terrorismus“, erklärte Pompeo am Dienstag in Washington.
Wegen der neuen Gewalt steht die Zukunft des im Februar eingeleiteten Friedensprozesses in Afghanistan, der ohnehin als fragil gilt, zusätzlich infrage. Die USA und die Taliban hatten am 29. Februar in Doha ein historisches Abkommen unterzeichnet. Es soll den Weg für einen dauerhaften Frieden in Afghanistan ebnen.
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