Nachbarländer folgen

Deutsch-österreichische Grenze ab 15. Juni offen

Politik
13.05.2020 06:17

Die wegen des Coronavirus geschlossenen Grenzen zwischen Deutschland und Österreich werden am 15. Juni vollständig geöffnet. Schon ab Freitag wird es nur noch stichprobenartige Kontrollen geben, bestätigte das Kanzleramt den am Dienstag von der deutschen Kanzlerin Angela Merkel skizzierten zweistufigen Öffnungsprozess. Weitere Nachbarländer sollen bald folgen - es werde aber noch etwas dauern, bis man wieder in die klassischen Urlaubsländer reisen darf, hieß es am Mittwoch.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte am Dienstag mit Merkel telefoniert, Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) mit seinem deutschen Amtskollegen Horst Seehofer. Die deutsche Bundesregierung will bei ihrer Sitzung am Mittwoch über die weiteren Schritte beraten. Bereits am Dienstagabend hatte Kurz in der Sendung „10vor10“ des Schweizer Fernsehens gesagt, dass er eine Grenzöffnung im Juni erwarte. Am Mittwochabend wird der Kanzler im Kleinwalsertal erwartet, das als nur über deutsches Staatsgebiet erreichbares Zollausschlussgebiet besonders unter den Corona-Grenzkontrollen zu leiden hat.

(Bild: AFP)

Stufenweiser Prozess mit Nachbarländern geplant
Wie das Bundeskanzleramt in Wien mitteilte, strebt Österreich auch eine Liberalisierung des Grenzregimes mit den restlichen Nachbarländern an. Kurz habe Nehammer, Europaministerin Karoline Edtstadler und Außenminister Alexander Schallenberg (alle ÖVP) beauftragt, einen ähnlichen stufenweisen Prozess mit der Schweiz, Liechtenstein und osteuropäischen Nachbarländern aufzusetzen, „wenn die Infektionen auch dort unter Kontrolle bleiben“. Um die tourismusbezogenen Aspekte werde sich Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) kümmern, hieß es.

Köstinger hatte bereits vor Ostern als erstes Regierungsmitglied eine Grenzöffnung zu Deutschland auf Basis einer bilateralen Vereinbarung noch vor dem Sommer ins Spiel gebracht. Sie war damit zunächst auf eine verhaltene Reaktion sowohl des Gesundheitsministeriums als auch der deutschen Regierung gestoßen. Die österreichische Tourismuswirtschaft ist stark von deutschen Sommerurlaubern abhängig. Vor allem drängte die Branche aber auf Klarheit, was die Sommersaison betrifft, und verwies auf Buchungen von deutschen Stammgästen, die Zusagen für neue österreichische Gäste erschwerten.

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Tourismusministerin Elisabeth Köstinger

Öffnung zu Italien und Spanien muss warten
Bis Reisen ins südliche Nachbarland Italien und andere klassische Urlaubsländer wie Spanien und Griechenland wieder möglich sind, wird es aber laut Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) „noch etwas länger dauern“, wie sie am Mittwoch im Ö1-„Morgenjournal“ erklärte. Die Länder hätten den Reiseverkehr auch innerhalb ihrer Grenzen noch eingeschränkt, so die Ministerin. Wichtig bei der Entscheidung seien die Infektionszahlen.

„So viel Freiheit wie möglich“
Das Vorgehen entspreche dem Ansatz „So viel Freiheit wie möglich, so viel Einschränkung wie nötig“, und folge auch den Empfehlungen der EU-Kommission „nach einem graduellen Prozess auf Grundlage von klar definierten Kriterien“, hieß es aus dem Bundeskanzleramt.

Die EU-Kommission will ihre Leitlinien für eine schrittweise Grenzöffnung bei ihrer wöchentlichen Sitzung am Mittwoch beschließen. Medienberichten zufolge empfiehlt die Behörde ein vorsichtiges und abgestimmtes Verfahren der Mitgliedsstaaten. Kontrollen sollen demnach zunächst dort gelockert werden, wo sich die Infektionszahlen auf beiden Seiten der Grenze vergleichbar verbesserten.

(Bild: APA/BARBARA GINDL)

Bisher Einreise nur mit triftigem Grund möglich
Deutschland hatte in der Corona-Krise Grenzkontrollen zu Dänemark, Frankreich, Luxemburg, der Schweiz und Österreich beschlossen, die derzeit bis 15. Mai befristet sind. Einreisen darf nach Deutschland derzeit nur, wer einen triftigen Grund hat. Zudem gilt in Deutschland bis Mitte Juni eine weltweite Reisewarnung für touristische Auslandsreisen. Dem Vernehmen nach soll diese Warnung künftig auf bestimmte Länder beschränkt werden.

Kleinere Grenzübergänge bereits geöffnet
Bereits am Mittwoch öffneten in der Früh mehrere kleinere Grenzübergänge zwischen Bayern und Österreich für Berufspendler und Anrainer. In Oberösterreich geht es um die Grenzübergänge Breitenberg-Hinteranger/Vorderanger und Voglau, die nunmehr täglich von 7 bis 20 Uhr offen sein werden, sowie Bad Füssing-Obernberg (6-20 Uhr).

Am 14. März wurden die Grenzkontrollen zwischen Vorarlberg und der Schweiz zunächst mit mobilen Einsatzteams aufgenommen. (Bild: APA/JOCHEN HOFER)
Am 14. März wurden die Grenzkontrollen zwischen Vorarlberg und der Schweiz zunächst mit mobilen Einsatzteams aufgenommen.

Wie das Innenministerium der APA auf Anfrage mitteilte, wird auch der Salzburger Grenzübergang Großgmain-Bayerisch Gmain geöffnet, allerdings nur für Berufspendler mit Wohnsitz bzw. Arbeitsplatz in diesen beiden Gemeinden oder in Bad Reichenhall. Zu Tirol sollten deutschen Angaben zufolge die Grenzübergänge Reit im Winkl-Kössen sowie Oberjoch-Schattwald geöffnet werden. Weiters werden nunmehr eine Reihe weiterer Grenzübergänge für Land- und Forstwirte benutzbar sein.

Österreich hatte Mitte März innerhalb weniger Tage seine Grenzen zu praktisch allen Nachbarländern geschlossen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu hemmen. Beginnend mit Italien konnten ausländische Staatsbürger nur noch mit negativem Coronavirus-Attest einreisen, während Personen mit ständigem Wohnsitz in Österreich sich zu einer zweiwöchigen Heimquarantäne verpflichten mussten. Mittlerweise wurden die Bestimmungen wieder etwas gelockert, etwa für Familienbesuche, aber auch Pendler. Für ausländische Arbeitskräfte wie etwa Pflegerinnen wurden eigene Transporte einschließlich Testungen organisiert.

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